[124] 154. Geister in Friesland

Schon zu Kaiser Lothars Zeiten gab es in Friesland viele Geister und Gespenster. Eine Sorte davon wohnte in Höhlen, wie die deutschen Wichtlein. Die Männlein hießen weiße Juffers, die waren nicht eben gutartig, vielmehr recht tückeboldig, die Weiblein aber hießen weiße Frauen, die waren besser, standen Kindbetterinnen bei, leiteten Verirrte auf rechten Weg, halfen Arbeit verrichten, besonders recht mühevolle. Sie wohnten gern in Hügeln oder in Gruben, die unbesucht waren, häufig ihrer drei beisammen, auch in alten Hünenbetten. Wer nachts an diese Hügel oder in diese Gruben trat oder auf so ein altes Hünengrab sich setzte, der konnte sondere und wunderbare Dinge vernehmen und viel von alter Zeit erfahren. Es war ein Sänger im Friesenlande, der hieß Bernlef und war blind, der hat viel gesungen von des Landes erster Art und des freien Volkes der Friesen Ankunft und Ursprung, den haben die guten Geister gelehrt und die Kunden alter Zeit auf seine Lippen gelegt.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Bechstein, Ludwig. Sagen. Deutsches Sagenbuch. 154. Geister in Friesland. 154. Geister in Friesland. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-27EC-C