[131] Frühlingsanfang

Quasimodogeniti:
Der Lenz, der Lenz, der Lenz ist hie!
Maienkätzchen baumeln im Winde,
Schon übersproßt es Birke und Linde,
Grün webt es über Busch und Baum.
Der Winter war ein dummer Traum!
Daß Schnee gewesen und Frost und Eis
– Herr Gott, brennt schon die Sonne heiß –
Man glaubt es kaum.
Zwar Alm und Berg ist noch beschneit;
Dort sitzt der Winter in Einsamkeit,
Der thronverstoßene Alte;
Zorngrüße sendet er, kalte.
Jagt Graupelschauer herunter ins Thal,
Möchte gar zu gerne noch einmal
Auf Stürmen geritten kommen.
Mag ihm aber doch nichts frommen.
Zu fest sitzt schon der Lenz im Land,
Und seine liebe, linde Hand
Ruht segensicher über den Fluren,
Die seines Hauches Glück erfuhren.
Schon sprießt die junge Saat heraus;
[132]
Auf jedem Tisch ein Frühlingsstrauß
Erzählt vom bunten Werden.
Es ist kein Traum, das Heil geschah,
Der Lenz, der Lenz, der Lenz ist da
Und neues Leben auf Erden!

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Bierbaum, Otto Julius. Gedichte. Irrgarten der Liebe. Gedichte. Landschaften und Stimmungen. Frühlingsanfang. Frühlingsanfang. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-3356-E