[Ich wollt' ein Sträußlein binden]

Ich wollt' ein Sträußlein binden,
Da kam die dunkle Nacht,
Kein Blümlein war zu finden,
Sonst hätt' ich dir's gebracht.
[118]
Da flossen von den Wangen
Mir Tränen in den Klee,
Ein Blümlein aufgegangen
Ich nun im Garten seh'.
Das wollte ich dir brechen
Wohl in dem dunklen Klee,
Doch fing es an zu sprechen:
»Ach tue mir nicht weh!
Sei freundlich in dem Herzen,
Betracht' dein eigen Leid,
Und lasse mich in Schmerzen
Nicht sterben vor der Zeit.«
Und hätt's nicht so gesprochen,
Im Garten ganz allein,
So hätt' ich dir's gebrochen,
Nun aber darf's nicht sein.
Mein Schatz ist ausgeblieben,
Ich bin so ganz allein.
Im Lieben wohnt Betrüben,
Und kann nicht anders sein.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Brentano, Clemens. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. [Ich wollt' ein Sträußlein binden]. [Ich wollt' ein Sträußlein binden]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-3FAF-A