[356] [358][2] Schreiben eines Römischen Königs 1 an eine Römerin bey der grossen Scheren-Schleiffer-Wirthschafft zu Berlin

1690.


Dein Diener hatte dir, geschickte Römerin,
Den besten Bräutigam des Römschen Reichs versprochen;
Es ist vom neuen Jahr, daß ich ihn schuldig bin, 2
Doch der Erfüllungs-Tag war noch nicht angebrochen.
Heut aber stellt er sich mit seiner Cronen ein,
Die er vorgestern erst, als Römer, hat bekommen, 3
Und wünscht, an dessen statt, dir angenehm zu seyn,
Der bey der Wirthschafft dich zur Römerin genommen.
Der Römer bey dem Spiel, ist, wie du weist, vermählt; 4
Der aber bleibet dein, der itzund nach dir freihet,
Stünd er dir auch nicht an, scheint doch dis ungefehlt,
Daß er etwas aus Rom dir künfftig prophezeyet. 5

Fußnoten

1 War der nachmahlige Ober-Hoff-Meister der Chur-Fürstin, Freyherr von Bülow, der mit der Fräulein von Croseck, an welche dieses geschrieben, sich nach der Zeit vermählte.

2 Die Wirthschafft geschah den 7. Jenner.

3 Als man zween Tage vorher das Looß zur Wirthschafft gezogen, ward er dadurch Römischer König.

4 Daß der Chur-Fürst selbst den Römer vorgestellt, ist aus dem Sinn-Gedichte des Scheren-Schleiffers bey dieser Wirthschafft in den Besserischen Gedichten am 444. Bl. zu ersehen.

5 Ein gewisser Cavalier des Berlinischen Hofes hielt sich damahlen, in Verschickung, zu Rom auf.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von. Gedichte. Galante und Schertz-Gedichte. [2] Schreiben. [2] Schreiben. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-4A7D-C