Ignaz Franz Castelli
Die Sauglocke

[3] Die Sauglocke.

Strozend, steif empor gerichtet,
Steht der Schwanz in stolzer Kraft,
Deine Jungfrauschaft zernichtet
Er, und heilt mit Lebenssaft.
Aus dem Schwanze heiß
Sprizt es in die Gaiß,
Soll das Werk den Meister loben,
Nur recht tüchtig nachgeschoben.
Zum Werke, das wir nun bereiten,
Geziemt sich ein belehrend Wort:
[3]
Jedweden Stoß mußt Du begleiten,
Dann fließt die Sauce länger fort.
Mit heil'ger Scheu' mußt Du betrachten,
Was durch des Schwanzes Kraft entspringt,
Kein Tropfen ist da zu verachten,
Weil jeder neue Wollust bringt.
Das ist's ja, was den Menschen zieret,
Ich weiß, Dir sagt es Dein Verstand,
Und hast Du's einmal nur verspüret,
Entlockst Du's wohl mit eigner Hand.
Greifet ihr zum Sammethanse,
Laßt ihn groß und strozend seyn,
Traur'ges Surrogat vom Schwanze,
Ohne Leben, Fleisch und Bein.
'S ist nicht einerlei,
Welch ein Glied es sey,
Denn die wahre Himmelsspeise
[4]
Fließt nur nach der rechten Weise.
Was in der Votze tiefer Grube
Du Dir entlockest mit der Hand,
Es fließt aus Deiner Brunnenstube
Verächtlich fort als Controband.
Es wird dich reun' in späten Tagen,
Und kommt es zu der Menschen Ohr,
So wird, statt schmerzvoll Dich beklagen,
Verachten Dich der Männer Chor.
Nur was dem Mann, dem Erdensohne,
Entladend aus der Spritze fließt,
Ist werth, daß es des Weibes Krone
Mit wollustreichem Saft begießt.
Bis an Nabel muß er springen,
Ist der edle Saft im Fluß,
[5]
Durch die Adern muß es dringen,
Kommen muß es Guß auf Guß.
Doch vom Tripper rein
Muß das Säftchen seyn,
Daß das Mädchen ohne Sorgen
Vögeln kann, wie heut, so morgen.
Es wird dem Knaben angst und bange,
Noch schüchtern ist das liebe Kind,
Auf seines Lebens erstem Gange,
Den es zu mopseln nun beginnt;
Ihm ruhet noch in seiner Schelle
Gefühl des Himmels und der Hölle,
Denn bisher machts ihm wenig Sorgen,
Wenn er ihm stand an jedem Morgen;
Gailheit erwachet pfeilgeschwind.
Zum Mädchen sehnt sich hin der Knabe,
[6]
Und schüchtern nur greift er sie aus,
Daß er an ihrem Blick sich labe,
Blockirt er fast des Liebchen Haus.
Denn herrlich in der Jugend Prangen,
Wie ein Gebild aus Himmelshöhn,
Mit Fieberglut erfüllten Wangen
Sieht er das Mädchen vor sich steh'n.
Da faßt ein namenloses Sehnen
Den Jüngling, Gailheit wirkt allein,
Vor Wollust kann er kaum noch stöhnen,
Sie lehrt ihn rasch und muthig seyn.
Die Hand folgt der Begierde Spuren,
Sie naht sich dem, was uns beglückt;
Die Seligkeit–sie liegt im Huren,
Er findet dies–und ist entzückt.
Mit leeren Träumen nicht und Hoffen
Verdirbt er mehr die goldne Zeit,
[7]
Sein Auge sieht den Brustlaz offen,
Er schwelgt das Herz in Seligkeit.
O! daß es stets im Guße bliebe,
Das Resultat prosaischer Liebe!
Wie die Säfte sich vereinen,
Steck ich meinen Schwanz hinein!
Zitterst Du an Arm und Beinen,
Wird's zum Guße zeitig seyn.
Juck, mein Liebchen, frisch,
'S giebt ein gut Gemisch,
Wenn das Steife mit dem Weichen
Sich vereint im guten Zeichen.
Denn wo das Strenge mit dem Zarten,
Wo Votze sich und Spitz sich paarten,
Ist mir für beide nicht mehr bang;
[8]
Nur prüfe, wer sich so verbindet,
Ob nicht ein weißer Fluß sich findet,
Die Freud dau'rt kurz, der Tripper lang.
Möchtest Du ein Mädchen locken,
Rauben ihr den Jungfernkranz,
Von der Spinnstub' von dem Rocken
Hole sie, führ' sie zum Tanz;
Und wenn sie erhitzt vom Walzen
Schmachtend an die Brust Dir sinkt,
Mußt Du feurig sie umhalsen,
Denn das Schäferstündchen winkt.
Der Saft entflieht,
Die Kraft muß bleiben,
Das Kränzchen verblüht
Noch vor dem Beweiben.
Du nimmst sie hinaus
[9]
Aus dem bunten Leben,
Und mußt Dich bestreben
Den Schwanz, den schlaffen,
Empor zu raffen,
Die Kraft muß erwachen,
Ihn stehend zu machen.
Und nun im Sturme die Keuschheit geno ien,
Und fühlt mit Entzücken das Mädchen es ko ien,
So juckt sie, und stöhnt sie, und dehnet sich aus.
Von nun an seufzet
Die adevant Jungfrau
Nach ihrem Geliebten
Und sehnt sich nach ihm.
Es träumet das Mädchen
Vom rüstigen Knaben,
Sie ruft sich die Scene
Der himmlischen Wollust,
[10]
Des höchsten Entzückens
Beständig zurück.
Und Wollust umnebelt die trunkenen Sinnen,
Jezt naht der Geliebte, sie fühlt ihn beginnen.
Er grubelt und kitzelt zuerst mit dem Finger,
Da wird ihr klein Frizchen dicker und länger;
Sie öffnet seufzend den blühenden Schofs,
Jezt fühlt sie des Schwanzes kraftvollen Stofs,
Der Augenblick naht sich – es hebt sich die Brust
In seliger Lust.
Und nun mit mattem, sterbendem Blick,
In leisern Seufzern der Brust entwunden,
Stöhnet sie freudig, jezt hab ich empfunden
Die himmlische Wollust, das irdische Glück.
Wohlthätig ist des Schwanzes Kraft,
Wenn sich der Mensch bezähmt bawacht,
[11]
Und jeden Fuchs, den er vollbracht,
Verdankt er seiner eignen Kraft;
Doch wehe, wenn venerischer Saft
Den Weg zum Schwanze sich verschafft,
Bald zeigt sich seine gift'ge Spur
Selbst an der kräftigsten Natur.
Wehe, wenn Du angestecket
Von irgend einem Saumensch bist,
Nur der Schmerz wird noch erweket,
Und die Freud entschwunden ist;
Denn wenn auch den Tripper nur
Du verdankest einer Hur,
Fühlst Du Qualen,
Nicht zu malen.
Immer stärker schwillt der Schwanz,
Und genöthiget zum Seichen
Will kein Tropfen Dir entweichen,
[12]
Und Du fühlst den Schmerzen ganz.
Ach, und nur zu Deiner Plag
Steht er Dir den ganzen Tag.
Oder wenn ein Schanker Dich
Faßte, frißt er gleich um sich,
Und Du mußt Dich schnell bequemen
Mercurium dulcem einzunehmen,
Welcher, Gott sey es geklagt!
Dir Dein halbes Ich zernagt,
Wenn nicht bald ein Speichelfluß
Dir zur Kur verhelfen muß.
Aber nicht trostlos, mit zagendem Herzen
Nehme die Pulver, und dulde die Schmerzen,
Laß ihn nicht sinken, den fröhlichen Muth.
Siehst auf die Neige die Pulver Du gehen,
Wird auch der Schwanz Dir im Augenblick stehen,
Und auch das Vögeln, es geht wieder gut.
[13]
Traur'ge Wochen sind verfloßen,
Keine Freud hast Du genoßen
In der langen, langen Zeit.
Frisch fang wieder an zu huren,
Und die Salben und Mixturen
Seyen dem Spital geweiht.
Im Vögeln giebts Verschiedenheiten,
Nicht jede mopselt jedem recht,
Die will die Stöße nicht begleiten,
Und jene juckt, und 's geht doch schlecht;
Die and're liegt gleich einem Klotz,
Und spürt den Schwanz kaum in der Votz.
Drum sey behutsam in der Wahl,
Und wähle keine Virtuosen,
Nimm aus der Dilettanten Zahl,
Mit diesen läßt sich trefflich kosen.
[14]
Behandle sie nach ihrer Art,
Dann mehrst Du ihr und Dein Vergnügen;
Ist Votz und Arschloch nah' gepaart,
So rath' ich nicht auf sie zu liegen
Willst Du ihr bis in's Leben spritzen,
So laß sie in den Schwanz Dir sitzen;
Drück sie herab und stoß zumal
»Nachborend bis an's Keft den Stahl,«
Und bore hin und bore her,
Bis daß sie seufzt, ich kann nicht mehr,
Und Dir an d' Brust sich stöhnend legt,
Und alle Viere von sich streckt.
Und nun laß die Fontaine steigen,
Dann hängt der Himmel voller Geigen,
Sie wird mit Posa Dir gesteh'n:
»O Gott! das Leben ist doch schön!«
[15]
Jezt fällt er heraus
Aus dem niedlichen Kaus,
Und hängt wie ein Tropf
Melankolisch den Kopf,
Als wär's mit ihm aus.
Doch stolz erhebt er auf's Neu' sein Haupt,
Wenn das Mädchen ihn eingeschlu iert glaubt,
Und oft noch empfängt mit gieriger Kast
Die Votz ihren stets willkommenen Gast.
Oft zieht ein Mann im Augenblick,
Wo es ihm kommt, den Schwanz zurück,
Als wollt' die Votz er öffen;
Ein and'rer wünscht ein derbes Kind,
Und stoßt da capo im Moment,
Und glaubt es nun zu treffen;
Doch ob die Säfte sich vereint,
[16]
Ist ungewiß, und wenn man meynt,
Getroffen sey der Zweck genau,
So schoß man oft in's Blau'.
In den Bauch ist's aufgenommen,
Glücklich ist die Votz gefüllt;
Wird's auch schön zu Tage kommen,
Daß es Lust mit Lust vergilt?
Wenn der Fuchs mißlang?
Wenn kein Jung's gelang?
Ach vielleicht, indem wir hoffen,
Hat uns Unheil schon getroffen.
Hocherglüht mit trunk'nen Sinnen,
Steigst Du auf, um zu beginnen,
Und Dein Stoß dringt bis ans' Herz.
Sie, mit Seufzen, Stöhnen, Jammern,
[17]
Sucht Dich fester zu umklammern,
Doch Dich faßt ein tiefer Schmerz.
Gefährlich ist's, den Leu zu wecken,
Verderblich ist des Tigers Kampf,
Jedoch der schrecklichste der Schrecken,
Ist Eine mit dem Mutterkrampf.
Denn sie kann nicht loß Dich laßen,
Und als ob Dich Zangen faßen,
Fühlst Du eingeklemmt den Spitz.
Leichter ist's, Dukaten scheißen,
Als den Schwanz heraus zu reißen
Aus dem krampfgeschloßnen Schlitz.
Wie die Hunde zappelnd hangen,
So auch ist Dein Spitz gefangen.
Sey die Kraft auch noch so groß,
Nimmer läßt die Votz ihn los.
[18]
Eher noch wird man entdecken
Votzen, die wie Rosen schmecken,
Einen Schwanz von Pferdekraft,
Der als Dampfspitz immer schafft,
Einen Pabst ganz frei von Sünden,
Alles kannst Du eher finden,
Als den Mann, der siegt im Kampf,
Hat die Sau den Mutterkrampf.
So kann es dann leicht geschehen,
Daß Dein Schwanz nicht mehr will stehen,
Und statt, daß sie Dich beklagt,
Spottet wohl das Mensch, und sagt
»Daß an Deiner alten Schelle
Einen Seckel sie gefunden,
Der gebeugt und hülflos zwar,
Aber doch noch Seckel war,
[19]
Den sie aber jezo findt'
Eingeschrumpft und impotent.«
Freude hat mir Gott gegeben,
Seht, mein Schnickel, schwach und klein,
Steht nun wieder, hart wie Stein,
In ihm regt sich neues Leben.
Herein, herein,
Ihr Kuren alle, schließt den Reihen,
Daß wir den Lümmel taufend weihen.
Bordelspitz soll sein Name seyn.
Er soll vor keinem Loche bangen,
Und öfter stehen noch als hangen;
Er sey zum Vögeln stets parat,
Stänk auch die Votze desperat.
Und dies sey fortan sein Beruf,
[20]
Wozu der Meister ihn erschuf.
Nur Euren wohlerfahren Dingen
Sey sein verschwieg'ner Mund geweiht,
Tief in Euch selber soll er dringen,
Daß Ihr vor Wollust Wunder schreit.
Der Blöden auch lüpf er die Zunge,
Selbst herzlos, doch mit Mitgefühl,
Bereite er mit seinem Schwunge
Des Lebens wonnevollstes Spiel.
Doch wie der Klang im Ohr vergehet,
Der mächtig tönend oft erschallt,
So lehre er, daß nicht bestehet,
Und daß der Steifste endlich fallt.
Jezo mit den Fingerspitzen
Weckt den Schwanz aus seiner Ruh',
[21]
Soll er edlen Saamen spritzen,
Taugt er Cummlich nicht dazu.
Ha! nun geht es loß,
Feurig, Stoß auf Stoß,
Nur recht tüchtig nachgejuckt,
Frisch den Saamen eingeschluckt,
Ein Bube sey sein erst Produkt!

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TextGrid Repository (2012). Castelli, Ignaz Franz. Gedichte. Die Sauglocke. Die Sauglocke. Die Sauglocke. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-4B15-0