[84] 14.

Ein Bettler nur, könnt' ich Geliebte nahen,
Denn ärmer bin ich, wie in jenen Tagen,
Wo lächelnd wir ein gleiches Loos getragen
Und jugend-heiter in die Zukunft sahen.
Ich habe heut' den ersten Block geschlagen,
Um mir mein eignes kleines Haus zu schaffen.
Ich suche Gold; – mit meinen guten Waffen
Und meinen Hunden geh' ich einsam jagen.
Du ahnest nimmer, wie die starren Schrecken
Der Einsamkeit das Menschenherz befehden,
Oft drängt es mich, die Bäume anzureden,
Die ihre Aeste hoch zum Himmel strecken.
Oft lieg' ich müd' an kleinen schwarzen Seen,
Dem trüben Stöhnen lausche ich der Unken;
Und oft laß' ich, von wilder Sehnsucht trunken,
Den wilden Sturm durch meine Locken wehen.
[85]
Oft, wenn des Landes Thiere alle schlafen,
Wenn jeder Vogel in sein Nest geflogen,
Laß ich mich treiben von des Meeres Wogen
Und frage: Menschenkind, wo ist Dein Hafen? ...

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Christen, Ada. Gedichte. Schatten. Ein Tagebuch. Tagebuchfragmente eines Einsamen. 14. [Ein Bettler nur, könnt' ich Geliebte nahen]. 14. [Ein Bettler nur, könnt' ich Geliebte nahen]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-5003-2