[202] Anno 1647 des Nachts, da ich nicht schlaffen können, auff dem Bette gemacht

Wie? ist es denn nicht gnug, gern einmal sterben wollen?
Natur, Verhängnüs, Gott, waß haltet ihr mich auff?
Kein Säumnüs ist bey mir, vollendet ist mein Lauff,
Soll ich die Durchfahrt euch denn tausentmahl verzollen?
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Waß kränckt es, fertig seyn vnd sich verweilen sollen!
Ist Sterben ein Gewinn? o mir ein thewrer Kauff,
Mich tödten so viel Jahr vnd Kranckheiten zu hauff,
Ich lebe noch vnd bin wol zehnmahl tod erschollen.
Weib, Kinder, macht es ihr? Verlängert ihr mein Licht?
Seht meinen Jammer an, ist dieses LiebesPflicht,
Zu schlechtem Vortheil euch mein Vortheil mir nicht gönnen?
Ach kräncket mich nicht mehr durch ewer Angesicht!
Die allerletzte Pein ist, gläub ich, ärger nicht,
Alß leben müssen, todt seyn wollen vnd nicht können.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Dach, Simon. Gedichte. Weltliche Lieder. Hochzeitsgedichte. Anno 1647 des Nachts. Anno 1647 des Nachts. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-6450-8