[79] Georg Händel und Anna Jonas

20. Herbstmonat 1655.


Was Händel nehmt Ihr in den Sinn,
Herr Händel, dieser Zeiten?
Wir haben Händel gnug vorhin,
Man kan sie kaum bestreiten:
Zuvor da alles sicher war
Giengt Ihr ohn Liebes-Wandel;
Jetzt da sich regt die Kriegs-Gefahr,
Griefft Ihr zum Heyraht-Handel.
Ihr meint, geht Ihr den Ehstand ein,
Ihr werdet sicher leben
Vnd überall ohn Händel seyn;
Wo irgends Händel schweben,
So wohnen sie der Heyraht bey,
Wie ich es auch befinde,
Ist alles sonst von Händeln frey,
Es macht sie das Gesinde.
Das führet unternander Streit,
Ist zwischen Mann und Frawen
Gleich alle Lieb' und Einigheit
Vnd hertzliches Vertrawen,
Was Kriege werden da empört,
Thut man nicht zu die Ohren,
Was Flüche werden da gehört
Vnd wie wird da geschworen?
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Wie offt wird da aus Vbermuth
Der Herrschaft widersprochen?
Wo bleibt, daß alles niemand thut
Wann etwas wird zerbrochen,
Verlohren, liederlich entwand,
Gelogen, außgetragen,
Versaltzt, versotten und verbrandt,
Vnd wer kan alles sagen?
Die Kranckheit-Händel lass' ich seyn,
Die einen offt beschweren,
Vnd bittre Thränen für den Wein
Der Frewden uns gewehren,
Mehr wenn ein Kind sich legen muß,
Auch offt wol gar verbleichen?
Vnd wer weiß alle den Verdruß,
Die Händel zu erreichen?
Noch müssen Euch die Händel nicht
Den Liebes-Handel legen,
Herr Händel. Amors Vnterricht
Kan Ewer Hertz bewegen,
Daß Ihr auch wollt biß durch den Tod
Mit Ewrer Liebe dringen
Vnd lasst Euch keiner Zeiten Noht
In Ewren Vorsatz zwingen.
So macht denn Händel, wie Ihr wollt,
Ich wil nicht widersprechen,
Vnd seyd beständig, als Ihr sollt,
Eräugt sich wo gebrechen:
Macht Euch das Glück der Händel viel,
Macht durch Gebeht und Trawen
Dem Himmel Händel auch ohn Ziel,
Ihr werdet Segen schawen.

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TextGrid Repository (2012). Dach, Simon. Gedichte. Weltliche Lieder. Hochzeitsgedichte. Georg Händel und Anna Jonas. Georg Händel und Anna Jonas. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-6646-E