[144] [154]Paul Meyer und Dorothea Klee. Klee-Meyer-Liedchen
1646 den 9. Ostermonat.
Ein Meyer geht aus meyen
Bey dieser Vorjahrs-Zeit,
Der in den Artzeneyen
Weis gründlich wol Bescheid.
Er steiget auff vnd nieder
Berg, Thäler, Wiesen, Stein'
Vnd samlet hin vnd wieder
Viel schöner Kräuter ein.
Doch weiß er nichts zu finden,
Wodurch sein Hertzens-Weh
Ihm endlich könte schwinden,
Ohn durch den süssen Klee.
Hie an des Pregels Bächen
Wächst dieses schöne Kraut,
Der Meyer kan nicht sprechen
Ein Wort, als er es schawt.
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O, seufftzet er im Hertzen:
Was geh' ich armer an?
Ach seht, was tausent Schmertzen
Der Klee mir machen kan.
O Kleeblat, aller Herden
Vnd meine Süssigkeit,
O möchtest du doch werden
Von mir bald abgemeyt!
Ich bin bemüht gewesen
Gar fern in Oesterreich
Viel Blumen auff-zu-lesen,
Nur dir war keine gleich.
Ich nehme selbs bezeuget,
Was sich an Pracht vnd Zier
Am Pregel hie eräuget,
Ich lasse nicht von dir.
Mein' Officin verlanget,
O Klee, nach dir allein,
Wenn sie mit dir nicht pranget,
Was kümmert mich jhr Schein?
Ihr Hirten in den Heyden,
Ihr Schähffer hin vnd hehr,
Sonst mögt jhr sicher weiden,
Macht hie mir kein beschwehr.
Meit ewre Trifft mit trewen,
Nur daß sie's nicht versehn
Vnd mir den Klee abmeyen,
Es ist vmb mich geschehn.
Dein wird der Himmel pflegen,
O Kleeblat, meine Rhue,
Daß weder Frost noch Regen
Noch Sturm dir Schaden thue.
Mich sol nach dir verlangen
In trewer Lieb' vnd Pflicht,
Wenn mich die Nacht vmbfangen,
Vnd wenn der Tag anbricht.
Dein Wunsch ist angenommen,
Wol dir, o Meyer, wol!
Die liebe Stund ist kommen,
So dich begnügen sol.
Dein Klee wil dich erfrewen,
Du solst, wie dir bewust,
Ihm seine Zier abmeyen
Nach aller Gnüg vnd Lust.
Er ist vnd bleibt dein eigen,
Mey, Meyer, jhn mit macht,
Die Jahre werden zeigen,
Wie viel du eingebracht.