[Es gab um einen Apfel einst]

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Es gab um einen Apfel einst
Mein Vater Edens Wonnestand;
Es giebt ihn um die Äpfelchen
Im Busen hier mein Minnebrand. –
Entschwinden in die leere Luft
Laß eine weise Lehre dir;
Dein Liebchen, nicht entschlüpfe dir's
Aus deiner Arme Fesselband. –
Wer nie der Schönheit Reiz genießt
Und Seele sich und Geist erfrischt,
Der gleichet einem Dorngebüsch
In schauerlicher Wüste Sand. –
Es irren in der tiefsten Nacht
Die zwei und siebzig Sekten all,
Die Sekte nur des Sektes ist
Befreit von allem Unverstand. –
[134]
Gefeiert in der Schenke Reich
Ist hoch Hafis, wiewohl du sagst,
Der Glorie des Ruhms beraubt
Sei ein Prophet im Vaterland. –
Ein Götzentempel ist mein Herz,
Von Silber ist der Götze drin;
Umschlossen einen schöneren
Hat nimmer eine Tempelwand. –
Wir alle sind verliebter Art,
Und brennst du nicht für Andere,
Hat sich der Liebe Lust und Trieb
In's eigne hohle Selbst gewandt. –
Jüngst reichte mir ein Heiliger
Die gelbe Hand zum Kusse hin;
Ich bückte meinen Mund hinab
Und kosete den Becherrand.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Daumer, Georg Friedrich. Gedichte. Hafis. Hafis. [Es gab um einen Apfel einst]. [Es gab um einen Apfel einst]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-6C80-D