[Siehe, sieh, die Tulpenstengel]

Siehe, sieh, die Tulpenstengel,
Diese frechen Ketzerlein,
Heben ihre bunten Becher
Und begehren Trunk und Wein.
Sieh, der Ost, der freche Buhle,
Jeder Rose, wo er weht,
Schmeichelt er den jungen Busen
Aus dem engen Miederlein.
[119]
Dieses lockere Gesindel
Fördert meine Tugend nicht;
Es erschüttert meine guten,
Frommen Sitten ungemein. –
Nur des Edlen, nur des Reinen,
Liebe Freunde, seid bestrebt;
Trinkt allein von edlen Weinen,
Trinket eure Weine rein! –
Ausgelös't sind alle Kutten,
Welche man um Wein versetzt;
Eine nur, es ist die meine,
Lieber Wirth, sie bleibe dein! –
Stirbt Hafis, o nicht begrabt ihn
In die dumpfe Gruft hinein;
Nein, begrabt ihn in den Keller,
Werft ihn in ein Faß voll Wein!

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Daumer, Georg Friedrich. Gedichte. Hafis. Hafis. [Siehe, sieh, die Tulpenstengel]. [Siehe, sieh, die Tulpenstengel]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-6CEE-A