Werdender Mond
1
Die hohen Pappeln starren eisendunkel.
Schwarzblaue Steine glimmen im grauen Wiesentau.
Bleich fließt die Nacht.
Eisgrüne Meere ziehen durch den tiefen Äther,
Und ihre lichten Wellen rühren an mein Blut.
Blau, in aschenweißen Fluten,
Schwingt ein dunkel Echo meines Körpers.
Bleich, von meinem Fleisch,
Reg entzündet Augen, meine Augen,
Und mit der blassen Strömung fließt mein blaues Bild.
2
Der Jasmin schwimmt heller aus den tiefen Büschen.
Seidenglanz gleißt durch das blaue Gras.
Ich weiß es nicht ... es ist ...
Ich sah dich schon vor Zeiten.
Doch damals, mein bleiches Bild,
Du blühtest tiefer, unergründlich silbern.
So tönen Schatten hohl aus einer Gruft.
[59] 3
Steil in schwarzen Zacken loht der Tann.
Milchhell Lachen schweben durch die Waldnacht.
An den Stämmen rinnen weiße Säfte.
Hoch aus graugespaltnen Wolken
Glimmt der grüne Ätherschnee.
Blauer schwellen deine Glieder,
Und der Eisduft deines Fleisches
Singt von fernen bleichen Ländern.
In den letzten violetten Wäldern
Blühen silberblasse Schluchten,
Wiegen marmorlichte Dolden blanke Düfte. –
Weiße Sehnsucht blendet scharf mein Blut.
4
Stahlweiß brennt in Nacktheit eine Insel
Aus dem schwarzgeschlossenen Nachtmeer.
Und mein blauer Schatten
Öffnet goldne Augen
Nach den silbernen Gestaden,
: Sieh der Weg liegt blank im Äther offen! –