Eine Schmerzstimmung

Es ist eine starre frostige Ebene,
Tiefes graues Gewölk,
Lautlose schwarze Vögel
In flachem Flug.
Und zwischen dem Himmel
[19]
Und zwischen dem Erdrand
Ein blasser hilfloser Strahl,
Liegt einsam an der Erde,
Einsam am Himmel.
Es ist eine blutleere Hand,
Blaß ausgestreckt,
Mit dünnem, mattgrünem Geäder,
Und zitternd gereckten, blauen kranken Adern.
Und die graue leere Hand
Liegt hungernd geöffnet.
Es ist das erstickte Auge einer Leiche,
Blauweiß in stechender Steilheit,
Grell unter halbgeöffnetem Lid
Ein erwürgter aufschreiender Blick.
Und es ist von der Leiche
Noch der blaue gekrampfte Mund,
Mit den schweren harten Lippen,
Und dem schweren harten Schweigen.
Aber von Tönen ist es kein Akkord, und kein Laut,
Es ist die vibrierende Fieberstille zwischen zwei Lauten.
Und von Gerüchen ist es
der schluchzende Duft
nasser schwarzer Erde.
Und von Farben:
Das geronnene Rot
und das flehende Blaß
scharfer, verwester Rosen.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Dauthendey, Max. Gedichte. Ultra Violett. Einsame Poesien. Eine Schmerzstimmung. Eine Schmerzstimmung. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-74B5-5