[97] 7.
Und endlich kommt eine Hütte in Sicht.
Es regnet, daß sich an den Wegen
die Halme in den Schlamm der Berge legen;
er spritzt den Reitern ins Gesicht.
Sie müssen immer mehr die Köpfe neigen:
Kirschbaum bei Kirschbaum, immer tiefer,
spritzt Blütenfluten von den Zweigen,
sie kleben fest wie Ungeziefer.
Das Weib spricht:
Mir ist, als ritten wir zum Jüngsten Gericht;
der liebe Gott weint seine dicksten Tränen.
Ich triefe wie die Pferdemähnen,
[98] und paradiesisch riecht mein Rappe nicht!
Sie wischt sich heftig den Brei von Hals und Hut.
Der Mann will längst ein Lächeln verbeißen.
Aber endlich zwingt's ihn: er muß den Mund aufreißen
und lacht in hellem Ubermut:
Ei ei, Frau Fürstin! Gott ist gut!
er merkt, Ihr wollt in den Himmel kommen;
drum kommt uns der Himmel höchstselbst
entgegengeschwommen –
o Meine, sei keine Martersäule!
Allons, was starrst du! mein Schimmel hat Eile:
komm, im nächsten Pfarrdorf verkaufen wir die Gäule,
das wird unsrer Pilgerkasse frommen!
Dann rollst du zu Rade vor mir her,
wie Frau Fortuna erlaucht im Traum der Ahnen.
Kein Schmutz, kein Stallgeruch befleckt uns mehr,
kein Kohlenrauch von Eisenbahnen.
Dann reisen wir nur noch bei Sonnenschein
und lassen unsre Herzen brennen.
Und dann will ich nie mehr, ich schwör's, dich Frau Fürstin nennen
und doch – dein ergebenster Diener sein.
Sie machen vor der Hütte Halt.
Er wischt den Schmutz von seinen und ihren
Händen; sie wehrt mit sanfter Gewalt.
Zwei Menschen steigen von den Tieren.