[180] [182]Sechste Station

1.

Nach Mekka zieht der Araber auf stolperndem Kamele,
Und so der Dichter nach Berlin auf holperndem Ghasele.
Berlin ist Deutschlands Orient, und wenn ihm Palmen mangeln,
So sagt doch niemand in der Welt, daß Sand und Staub ihm fehle;
Berlin ist Deutschlands Minarett, und statt der Muezzin schreien
Sich tausend Journalisten wund die wohl-geschmierte Kehle.
Dann sinken im Gebete hin die Gläubigen und Frommen,
Ein Pietisten-Derwisch tanzt, kasteiend Leib und Seele;
Im Fusel-Opium berauscht sich offen auf der Gasse
Herr Nante mit dem ganzen Schwarm, der immer kreuzfidele.
Verschnittne schleichen auch umher, triefäugige Eunuchen,
Und suchen, wo noch Männer sind, nach Hader und Krakeele.
Und daß das Gleichnis fertig sei, befiehlt zuletzt der Mufti:
Ich will an meinem Throne sehn die deutschen Prachtjuwele;
Es werde Frühling in der Mark, und eilig laßt mir kommen
Herrn Bülbül-Rückert, Wohlgeborn, des Ostens Philomele!

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Dingelstedt, Franz von. Gedichte. Lieder eines kosmopolitischen Nachtwächters. Nachtwächters Weltgang. Sechste Station. 1. [Nach Mekka zieht der Araber auf stolperndem Kamele]. 1. [Nach Mekka zieht der Araber auf stolperndem Kamele]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-7F9C-7