II.
Thales von Mileto.
In aller sünd vnd missethat /
Dich selbs am meysten förcht / gerad.
Als werestu selbs richter / der
Dich straffen würde nach der schwer.
Das lebn ist ein vergengklich ding /
Es hat sein end / wie sichs anfieng.
Zucht aber / tugent / ehr vnd rhům /
Bleibt ewig in seim eygenthumb.
Nichts nützers hie auff erden ist /
Dann halte maß zu aller frist.
Denn bald mann jm zu vile thůt /
Bringt es kein frommen / noch kein gůt.
Gott nit alleyn sicht / was du thůst /
Sonder was du auch denckest sust.
Befleiß dich nit auff schöne gstalt /
Sondern daß dein hertz schon sei gmalt.
Sich lernen selbs erkennen wol /
Ist warlich müh vnd arbeyt vol.
Was du an andern tadeln thůst /
Sich / daß auch dich des selbn nicht glust.
Wie du gegen deim vatter dich
Erzeygst vnd heltst / so werden sich
Auch deine kinder gegen dir
Verhalten / das glaub endtlich mir.
Alt leut die aller ehren werdt /
Solln allzeit von dir werden geehat.
Wer sein Oberkeyt in ehren hat /
Der ehrt Gott selbs. Drumb ist mein rath
Mann thů jr gůtes / als mann sol /
Dasselb gfellt Gott im himel wol.
Noch hab ich einen spruch / dem solt
Ihr warlich sein von hertzen holdt.
Der laut also: Wilt schadloß sein /
Vnd bleiben bei ehr vnd gütern dein /
So hüt dich / daß du für iemand
Versprechest was mit deiner hand.
Gott gsegen euch jr lieben herrn /
Halt glerte leut vnd künst in ehrn.
Kein höher schmuck auff erden ist /
Glaubt mir / ich sags on allen list /
Denn wer für andern etwas kan /
Den mag mann nenn einn Edelman.
Damit kan mann sich auch mit ehrn /
Auffrichtig vnd gar leicht ernern.