Donna Urraca
Schon in Trümmern lag Zamora,
Das der stolze Cid umzingelt,
Auf den Turm da trat Urraca,
Rief von den zerschoßnen Zinnen:
»Übermüt'ger Cid da drunten,
Solltest dich der Zeit erinnern,
Da am Altar von Sankt Jago,
Sie geschlagen dich zum Ritter!
An dem Tage gab mein Vater
Waffen dir zum Angebinde,
Meine Mutter gab dein Roß dir.
Wie so fein die Sporen klingen!
Ich hab dir sie umgebunden –
Damals schien's, wir schieden nimmer,
Anders wollten's meine Sünden,
Anders wandten's die Geschicke:
Mit Ximene von Lozano
Tauschtest treulos du die Ringe.
Schlecht gezielet, Don Rodrigo!
Höhres Ziel war dir beschieden,
Kron und Reich, die ich dir brachte,
Gabst du hin für Silberlinge
Und verlorst die Königstochter,
Um die Magd dir zu gewinnen!«
»Auf, mein Volk«, rief da der Ritter,
»Auf und wendet euch von hinnen!
Denn ein Pfeil dort durch die Lüfte
[363]Schwirrte von des Turmes Zinnen,
Ohne Eisen war die Spitze,
Hat mir doch das Herz zerrissen,
Und kein Heilkraut gibt's auf Erden,
Muß fortan nun trostlos irren!«