Der Schäfer zu dem Bürger

Du schläfst auf weichen Betten, ich schlaf auf weichem Klee,
Du siehest dich im Spiegel, ich mich in stiller See;
Du trittst auf Fußtapeten, ich tret' auf sanftes Graß;
Dich tränken theure Weine, mich tränkt ein wohlfeil Naß;
Du wohnst in bangen Mauren, ich wohn auf freyer Flur;
Für dich mahlt Pesn' und Hempel, für mich mahlt die Natur;
Du bist oft siech für Wollust, ich bleibe stets gesund;
Dich schützt für Geld ein Schweizer, mich schützt mein treuer Hund;
Du schlummerst ein bey Sayten, ich bey dem Wasserfall;
Du hörst Castrat und Geiger, ich Lerch und Nachtigal;
Dein Auge sieht oft finster, das meine bleibet hell;
Dein Mädchen glänzt von Schminke, mein Mädchen glänzt vom Quell!

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Ewald, Johann Joachim. Gedichte. Sinn Gedichte in zwey Büchern. Erstes Buch. Der Schäfer zu dem Bürger. Der Schäfer zu dem Bürger. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-A3E2-A