8. Auf Herrn Johan Friedrich Schröters und Marien Magdalenen Weinmans Hochzeit

Spätsommer.


An das Frauenzimmer und Gesellschaft.


Heute sind der Götter Schaaren
ausspazieret allzumal,
haben sich verfügt bei Paaren
in den weiten Sternensal,
pflocken Blumen, winden Kränze,
führen liebe Lobetänze.
[300]
Venus herzet ihren Bulen,
Mars vertauscht den roten Streit,
Zynthius die blassen Schulen
mit der süßen Müßigkeit,
pflocken Blumen, winden Kränze,
führen liebe Lobetänze.
Zeres springt auf allen Rainen
mit der frohen Bauerwelt,
um die Tennen, um die Scheunen,
um das abgetane Feld,
pflocket Blumen, windet Kränze,
führet liebe Lobetänze.
Ihr auch, Götter und Göttinnen,
nur nicht ohne Sterbligkeit,
lebet nach des Himmels Sinnen,
dem ihr sonst ganz ähnlich seid,
pflocket Blumen, windet Kränze,
führet liebe Lobetänze!
Hier steht riechender Lavendel,
da gesunde Saturei,
Eiswig, Polei, Narde, Quendel,
Tausentschön und Allerlei.
Pflocket Blumen, windet Kränze,
führet liebe Lobetänze!
Münze, Roßmarin, Zypressen,
Nelken, Scharlach, Amaranth
bleiben gleichsfals unvergessen,
und was noch nicht ist genannt.
Pflocket Blumen, windet Kränze,
führet liebe Lobetänze!
Pflocket, windet um die Wette!
Alles soll von Farben sein.
Führet auf ein Blumen-Bette,
legt die zwei Verliebten drein!
Pflocket Blumen, windet Kränze,
führet liebe Lobetänze!
Legt sie drein! Pflockt, windet immer,
streuet auf das liebe Paar,
[301]
tanzet um ihr buntes Zimmer
und umschränkt sie ganz und gar!
Pflocket Blumen, windet Kränze,
führet liebe Lobetänze!
Lobetänze, so die Werke
der Weltmehrerin vermehrn
und des großen Knabens Stärke,
den die Zyprusbürger ehrn.
Pflocket Blumen, windet Kränze,
führet liebe Lobetänze!
Pflocket, windet, streuet, springet,
tanzet, jauchzet, was ihr könnt!
Aller Himmel hats gedinget,
alle Welt ist so gesinnt.
Pflocket Blumen, windet Kränze,
führet liebe Lobetänze!
Bis der Gott der güldnen Gluten,
der die braunen Mohren brennt,
in die hesperischen Fluten
freigelaßnes Zügels rennt,
pflocket Blumen, windet Kränze,
führet liebe Lobetänze!
Bis die silberne Diane
zu dem lichten Wagen kehrt
und am planken Himmelsplane
ihr gestirntes Häupt empört,
pflocket Blumen, windet Kränze,
führet liebe Lobetänze!
Gleiches Glücke wartet eurer,
geb' es Gott! noch dieses Jahr,
da man wird um neue Freier,
hier und da und dort ein Paar,
Blumen pflocken, Kränze zieren
und so Lobetänze führen.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Fleming, Paul. Gedichte. Deutsche Gedichte. Oden. 3. Von Hochzeitliedern. 8. Auf Herrn Johan Friedrich Schröters und Marien Magdalenen. 8. Auf Herrn Johan Friedrich Schröters und Marien Magdalenen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-A8C3-6