8. Das Gebet Manasse, des Königs Juda, da er zu Babel gefangen war

O Herr, du starker Gott, du Vater unsrer Väter,
und ihres Samens auch, der ein gerechter Täter
in deinen Satzen ist, der du das Firmament,
der tiefen Erde Schoß und was sich drinnen wendt,
auch was steht unverwandt, aus Nichts doch hast erfunden!
Du hast das hohe Meer durch dein Gebot erfunden,
du, Gott, verschleußst die See, als siegeltst du sie zu,
sie bricht nicht dein Pitschier. Du Herr, allein Herr du
bist schrecklich und doch gut. Dein herrlich Loh zu mehren
erschufst du diesen Bau. Dich, dich muß alles ehren.
Diß Ganz' erschrickt für dir. Wir fürchten uns erblaßt
für deiner großen Macht, die du dir geben hast.
Unträglich ist dein Zorn, den du den Sündern dräuest.
Doch deine Mildigkeit, die du hierbei verleihest,
ist mäßig ohne Maß, und zu erforschen nicht,
wie deinen grimmen Ernst die linde Gnade bricht.
Der Allerhöheste bist du allein zu nennen,
so weit die Sonne kan mit ihren Gäulen rennen
umb die gecirkte Welt! Jedoch, wie groß du bist,
so lind' und gnädig auch dein Herz, o Vater, ist.
Die Strafe trübt dich selbst, mit der du uns belegen,
uns harte Sünder, must. Drumb hastu auch hingegen
ein Vorteil auserdacht, wie du der offnen Schuld
kanst einen Durchstrich tun und wieder werden huld.
Das ist die ernste Buß', in der du uns quittirest
von aller Missetat. Weil aber du, Herr, führest
den Namen, daß du bist der Frommen Gott allein,
so kan die Buße nicht den Frommen geben sein,
wie Abram, Isaak und Jacob für dir waren,
als denen wider dich kein Feil nie widerfahren.
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Ich aber habe, Herr, vor dir gesündigt sehr,
mein Unrecht überwiegt den kleinen Sand am Meer.
Ich muß gekrümmet gehn in schweren eisern Banden
und habe keine Ruh, weil ich mit meinen Schanden
erwecket deinen Zorn, da ich vor dir getan
groß' übermachte Schuld, indem ich böser Mann,
viel schweres Ergernüß und solche Greuelsünden
vorhin hab' ausgeübt. Doch so noch Heil zu finden,
so sieh, ich beuge, Herr, die Knie des Gemüts,
mein Herze neigt sich dir. Erteil mich des Beschieds,
daß ich Gnad' haben sol! Ach Herr, ich bin gefallen!
Gefallen bin ich, Herr. Nun aber, wie dem Allen,
ich kan und wil und sol es leugnen nicht für dir,
ich beichte meine Schand'. Ich bitte, steh bei mir!
vergib mir, fleh' ich, Herr! Herr, wehre dem Verderben!
Laß mich doch trostlos nicht in meinen Sünden sterben!
Herr, mildre mir die Straf', und laß sie träglich sein!
Hilf mir Unwürdigen und brich zu mir herein
mit deinem Gnädigsein! So wil ich dein Erbarmen
beloben, weil ich bin. Dich rühmet, was umbarmen
der Himmel starke Heer'. Herr, preisen sol man dich,
dich Grundbarmherzigen, wie ietzt, so ewiglich.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Fleming, Paul. Gedichte. Deutsche Gedichte. Poetische Wälder. 1. Von geistlichen Sachen. 8. Das Gebet Manasse, des Königs Juda. 8. Das Gebet Manasse, des Königs Juda. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-ADA8-9