29.

Durch Erd' und Himmel leise
Hinflutet eine Weise
Wie sanftes Harfenwehn,
Die jedem Dinge kündet,
Wozu es ward gegründet,
Woran es soll vergehn.
Sie spricht zum Adler: »Dringe
Zur Sonne, bis die Schwinge
Dir trifft ein Wetterschlag!«
Spricht zu den Wolken: »Regnet,
Und wenn die Flur gesegnet,
Zerrinnt am goldnen Tag!«
[55]
Sie spricht zum Schwan: »Durchwalle
Die Flut und dann mit Schalle
Ein selig Grab erwirb!«
Sie spricht zur Feuernelke:
»In Duft glüh' auf und welke!«
Zum Weibe: »Lieb' und stirb!«

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TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. Gedichte. Neue Gedichte. Lieder aus alter und neuer Zeit. 29. [Durch Erd' und Himmel leise]. 29. [Durch Erd' und Himmel leise]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-B956-4