Traumleben

O hast du niemals selbstvergessen
Auf dürrem Moos und Farrenkraut
Im Wald am Wassersturz gesessen
Und schweigend in die Flut geschaut?
Du sahst die Welle nahn und schäumen,
Du sahst sie schimmernd weiterziehn,
Und dich befing ein waches Träumen,
In dem dir doch kein Bild erschien.
Und Stunden kamen, Stunden gingen,
Doch du vernahmst nicht ihren Schritt,
Du warst verloren in den Dingen
Und webtest, walltest, rauschtest mit.
Ja, ganz als ob euch nichts mehr schiede,
Empfand sich deine Seele nur
Als einen Laut noch in dem Liede
Der allumfangenden Natur;
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Da war kein Draußen mehr, kein Drinnen,
Du schwebtest, frei vom Bann der Zeit,
Ausruhend mit gelösten Sinnen
Im Schoße der Unendlichkeit.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. Gedichte. Gedichte und Gedenkblätter. Vermischte Gedichte. Zweites Buch. Traumleben. Traumleben. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-BB93-8