6.

Sei gesegnet das Haus und gesegnet die Flur,
Wo ein Herz einst das Wunder, zu lieben, erfuhr!
Denn die Lieb' ist der Strahl, der aus Eden uns blieb,
Als der Engel des Schwertes den Ahnherrn vertrieb.
O selig Geheimnis, das keiner errät,
Wenn, was jüngst noch so fremd war, sich schauernd versteht,
Und erlöst von dem Selbst, das in Asche verstiebt,
Sich die Seele der Seele zu eigen ergibt!
Da weht es wie Frühling vom Himmel ins Herz,
Und es blühn die Gedanken wie Veilchen im März;
Du vollendest im Spiel, was dir nimmer gelang,
Und das Auge wird Glanz, und das Wort wird Gesang.
Wohl enteilt sie geflügelt, die köstliche Zeit,
Und mit Scheiden und Meiden kommt einsames Leid.
Doch die Träne der Sehnsucht, entrollt sie auch heiß,
Ist süßer als Lust, die von Liebe nicht weiß.
[167]
Drum gesegnet das Haus und gesegnet die Flur,
Wo ein Herz einst das Wunder, zu lieben, erfuhr!
Denn die Lieb' ist der Strahl, der aus Eden uns blieb,
Als der Engel des Schwertes den Ahnherrn vertrieb.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. Gedichte. Gedichte und Gedenkblätter. Zwölf Jugendlieder. 6. [Sei gesegnet das Haus und gesegnet die Flur]. 6. [Sei gesegnet das Haus und gesegnet die Flur]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-BD1B-8