Aus den Salzburger Tagen

Spätsommer 1867.


Deutsches Volk, was säumst du länger?
Schau, wie deinem alten Dränger
Schon vor deiner Eintracht graust,
Wie er mit beklemmten Sinnen
Diese Zinnen
Steigen sieht, die du erbaust.
Und du wolltest von dem Werke
Deines Wachstums, deiner Stärke
Lassen, nun es halb gereift,
Weil mit eingezogner Klaue
Dir der Schlaue
Seinen alten Lockruf pfeift?
Freilich möcht' er dich zerspalten;
Kennt er doch den Spruch der Alten:
Leicht gebietet, wer entzweit.
Freilich drum in die Gemüter
Deiner Hüter
Sät er Argwohn, Haß und Neid.
Aber laß dich nicht verwirren!
Achte seinen Rat dem Girren
Jener ersten Schlange gleich!
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Baue weiter unverdrossen!
Ihm zum Possen
Bau' es aus, das deutsche Reich!
Stämme wälz' und Quaderstücke
An den Main und wirf die Brücke
Über den entsühnten Strom
Und, den dort die Fluten waschen,
Aus den Aschen
Richt' empor den Kaiserdom!
Und zur Antwort auf die leise
Buhlende Sirenenweise,
Die so lind sich wiegt im West,
Laß verkünden seine Glocken
Mit Frohlocken
Deines Schirmvogts Krönungsfest!

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. Gedichte. Heroldsrufe. Von 1866 bis 1871. Aus den Salzburger Tagen. Aus den Salzburger Tagen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-BD69-7