Spielmanns Heimkehr
Nun schüre die Glut mir empor auf dem Herd,
Denn dahin ist die sonnige Zeit;
Der Sturm saust über die Halde,
Und es fallen die Blätter im Walde –
O du Jugend, wie liegst du so weit!
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Einst zog ich hinaus in die klingende Welt,
Da standen die Rosen in Blust.
Von der Nachtigall lernt' ich das Reisen,
Und ich habe die schmelzendsten Weisen
Und die feurigsten Lieder gewußt.
»Gott grüß' euch im Grünen, Gott grüß' euch im Schloß!
Wer kredenzt mir den funkelnden Wein?
Gott grüß' euch im dämmernden Städtchen!
Und ich spiel' euch zum Reigen, ihr Mädchen,
Und die Schönste soll Königin sein!
Gott grüß' euch, ihr eisernen Reiter! Wohin
Bei des Frühlichts blutigem Rot!
In das Feld, in die Schlacht, in das Wetter?
O so laßt zum Trompetengeschmetter
Mich euch singen von Sieg und von Tod!
Und ihr Pfleger des Geistes mit sinnender Stirn,
Gott grüß' euch, und reicht mir die Hand!
Von der Schöpfung geheiligtem Ringe,
Von dem Wandel der irdischen Dinge
Hab' ich manches geschaut und erkannt.«
Und ich wanderte fern, wo das Haupt des Olymps
Goldschwingig der Adler umzieht,
Und ich trank aus dem Rhein, aus dem grünen,
Und ich saß auf den Gräbern der Hünen,
Und ich sang an den Gletschern mein Lied.
Doch die Jahre vergingen wie Spreu vor dem Wind,
Müd bin ich nach Hause gekehrt;
Ach, die einst sich gefreut mit dem Knaben,
Sind zerstreut, sind dahin, sind begraben,
Und ein ander Geschlecht sitzt am Herd.
Ich wende die Augen um und um;
Wer ist, der den Alten noch kennt?
Da dunkelt's am himmlischen Bogen,
Und es kommen die Sterne gezogen,
Und die Sterne sind treu bis ans End'.