Der Page

Da ich nun entsagen müssen
Allem, was mein Herz erbeten,
Laß mich diese Schwelle küssen,
Die dein schöner Fuß betreten.
Darf ich auch als Ritter nimmer
Dir beglückt zur Seite schreiten,
Laß mich doch als Pagen immer
In die Messe dich begleiten.
Will ja treu sein und verschwiegen,
Tags dem kleinsten Winke lauschen,
Nachts auf deiner Schwelle liegen,
Mag auch Sturm und Hagel rauschen;
Will dir stets mit sitt'gen Grüßen
Morgens frische Rosen bringen,
Will des Abends dir zu Füßen
Lieder zur Gitarre singen;
Will den weißen Renner zäumen,
Wenn's dich lüstet frisch zu jagen,
Will dir in des Waldes Räumen
Dienend Speer und Falken tragen;
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Will auf deinen Liebeswegen
Selbst den Fackelträger machen
Und am Tor mit blankem Degen,
Wenn den Freund du küssest, wachen.
Und das alles ohne Klage,
Ohne Flehn, nicht laut noch leise,
Wenn mir nach vollbrachtem Tage
Nur ein Lächeln wird zum Preise;
Wenn gleich einem Segenssterne,
Der mein ganzes Wesen lenket,
Nur dein Aug' aus weiter Ferne
Einen einz'gen Strahl mir schenket.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. Gedichte. Jugendgedichte. Erstes Buch. Lübeck und Bonn. Der Page. Der Page. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-C16D-4