Der Tod der Fliege und der Mücke

Der Tod der Fliege heißt mich dichten;
Der Tod der Mücke heischt mein Lied.
Und kläglich will ich dir berichten,
Wie jene starb und die verschied.
Sie setzte sich, die junge Fliege,
Voll Mut auf einen Becher Wein;
Entschloß sich, that drei gute Züge
Und sank vor Lust ins Glas hinein.
Die Mücke sah die Freundin liegen:
»Dies Grabmal«, sprach sie, »will ich scheun,
Am Lichte will ich mich vergnügen
Und nicht an einem Becher Wein.«
Allein verblendet von dem Scheine,
Ging sie der Lust zu eifrig nach;
Verbrannte sich die kleinen Beine
Und starb nach einem kurzen Ach!
Ihr, die ihr, euren Trieb zu nähren,
In dem Vergnügen selbst verdarbt!
Ruht wohl und laßt zu euren Ehren
Mich sagen, daß ihr menschlich starbt.
[128]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Gellert, Christian Fürchtegott. Fabeln und Erzählungen. Fabeln und Erzählungen. Zweites Buch. Der Tod der Fliege und der Mücke. Der Tod der Fliege und der Mücke. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-C368-D