Der fromme General
Ein Spötter der Religion
Und auch ein großer Prinz; denn trägt nicht mancher Thron
Noch Spötter der Religion?
Sprach einst mit einem tapfern Greise
Und ihrem großen Freund nach kühner Spötter Weise
Von ihr in einem Ton, aus dem ein Stolzer lacht,
Der kein Gesetz erkennt, als das er selbst gemacht.
»Prinz«, sprach der General, »Sie kränken meinen Glauben
Und wollen mir, mir altem Mann
Des Lebens Trost, den Trost im Tode rauben!
Was hab' ich Ihnen denn gethan?« –
»Nichts«, rief der Fürst, »Ihr seid ein tapfrer Mann,
Ihr seid mein bester Unterthan,
Bis auf den frommen Aberglauben:
Nur den verlaßt!« – »Nein, den verlass' ich nicht.« –
»Auch da nicht, wenn ich's Euch befehle?« –
»Nein, dies ist wider Ihre Pflicht.
Gott ist nur Herr von meiner Seele,
Und alle Fürsten sind es nicht.« –
»Wie aber, wenn ich Herr von Eurem Leben wäre?« –
»Dies sind Sie«, sprach der Greis; »ich hab' es unverzagt
In mehr als einer Schlacht für Sie, mein Fürst, gewagt;
Und itzt wag' ich's zu Gottes Ehre.« –
»Tor!« rief der Prinz, »wie, wenn nun keiner wäre?
Wie, wenn ich dich, daß keiner ist, belehre?« –
»So hätt' ich Lust, ein Bösewicht zu sein,
Und würde, wär' kein Gott, auch keinen König scheun;
Und meiner würden in dem Heere
Gewiß noch viele tausend sein.
Dies, Prinz, dies fließt aus Ihrer Lehre!«