Der Knabe und die Mücken
»Mein Vater geht ins Holz, wie ich gemerket habe«,
So sagte Fritz, ein kleiner muntrer Knabe,
[189]Und hüpft', indem er dieses sprach,
Von seinem Jugendglück gerühret,
Von seinem Phylax angeführet,
Dem Vater schon von weitem nach
Kaum trat er in den Busch, als ihn hier eine Mücke,
Dort wieder eine Mücke stach.
Er schalt und lief ein gutes Stücke,
Dem bösen Schwarme zu entfliehn;
Allein je mehr er lief, je mehr verfolgt' er ihn
»Gut«, sprach er, »stecht nur immer kühn,
Ich will es nicht umsonst beteuern,
Ihr findet hier heut euer Grab.«
Erbittert bricht er Ruten ab
Und kämpft mit seinen Ungeheuern;
Allein sie fanden nicht ihr Grab;
Und stachen sie zuvor aus bloßer Lust zu stechen,
So stachen sie nunmehr, um sich zu rächen.
Verwundet im Gesicht, auf beiden Händen rot,
Eilt Fritz dem Vater zu und klagt ihm seine Not.
»O sehn Sie nur, das nenn' ich stechen!
Ich hab's bald so, bald so versucht.
Ich lief, ich schlug; und doch half weder Schlag noch Flucht.«
»Fritz«, hub der Vater an, »du hast's nicht recht versucht.
Geh' ruhig fort, so kann ich dir versprechen,
Sie werden weniger, als wenn du schlägst, dich stechen.
Ein kleiner Feind, dies lerne fein,
Will durch Geduld ermüdet sein.
Und trittst du einst, gleich mir, ins große Leben ein
Und wirst um dich viel kleine Feind' erblicken:
So achte nicht auf ihre Tücken.
Verfolge deinen Weg getrost und denke fein
An die Geschichte mit den Mücken.«