[114] AUS IBSENS CATILINA

[115]

Aus dem ersten Akt

AUS DEM ERSTEN AKT

LENTULUS · STATILIUS · CETHEGUS · MANLIUS

LENTULUS
Ich kenne einen der uns leiten könnte ..
MANLIUS
Du meinst den Catilina?
LENTULUS
Eben den.
CETHEGUS
Ja Catilina ist vielleicht der mann.
MANLIUS
Ich kenne ihn. Sein vater war mein freund
Mit dem ich manche schlacht zusammen focht
Sein kleiner sohn hat ihn im krieg begleitet.
Im zarten alter war er wild · unlenksam
[116] Doch seltne gaben zeigten sich in ihm –
Sein sinn war hoch · sein mut unwandelbar.
LENTULUS
Ich glaube dass er sich bereit erklärt.
Ich traf ihn heute abend tief verstimmt.
Er brütet heimlich über einem plan ·
Ein kühnes werk hat er schon lang im sinn.
STATILIUS
Ja lang bewarb er sich ums konsulat.
LENTULUS
Es will ihm nicht gelingen. Seine feinde
Sind gegen ihn gewaltig losgezogen.
Er war an ort und stelle selbst und rasend
Verliess er den senat auf rache sinnend.
STATILIUS
Dann geht er sicher auf den vorschlag ein.
LENTULUS
Ich hoffe es .. doch müssen wir vorerst
Im stillen arbeiten. Die zeit ist günstig.

Aus dem zweiten Akt

[117] AUS DEM ZWEITEN AKT

CATILINA UND DIE VERSCHWORNEN

LENTULUS
Du schwärmst da Catilina. Das wars nicht
Was wir im kopfe hatten.
GABINIUS
Nüzt es uns
Die alten zeiten wieder aufzurichten
Mit ihrer lächerlichen einfalt?
EINIGE
Nein!
Macht fordern wir –
ANDRE
und mittel um zu führen
Ein frei und sorglos leben!
[118] MEHRERE STIMMEN
Ja das ists ..
COEPARIUS
Was sollen wir für andrer glück und freiheit
Auf einen würfelwurf das leben setzen!
DIE GANZE SCHAR
Wir wollen selbst des sieges frucht!
CATILINA
Elende!
Seid ihr die nachkommen der grossen väter?
Mit schande ihren namen zu bedecken
Ist eure weise ihren ruhm zu wahren!
LENTULUS
Du wagst uns zu verhöhnen – du der längst
Ein schreckensbild du warst –
CATILINA
Ja es ist wahr ·
Ich war ein schrecken für die guten .. doch
So elend war ich nie wie ihr es seid.
[119] LENTULUS
Bezähme dich! wir dulden deinen spott nicht.
MEHRERE
Nein nein – wir wollen nicht –

CATILINA
(ruhig)
So? Ihr feig gezücht –
Ihr wagt noch was zu wollen?
LENTULUS
Zum tod
Mit ihm!
MEHRERE
Zum tod mit Catilina!

(sie ziehen ihre dolche und stürzen auf ihn zu. Catilina zieht ruhig den mantel von der brust und sieht sie mit kaltem hohnlächeln an .. sie lassen die dolche sinken.)

CATILINA
Stosst zu! Ihr wagt es nicht? O freunde · freunde –
Ich würd euch achten falls ihr diese brust
Durchbohrtet wie ihr es mir androht ..
[120] Ist nicht ein funke mehr von mut in euch?
EINIGE
Er will uns wohl ..
ANDRE
Sein tadel war verdient.
CATILINA
Er wars. Doch seht jezt ist die zeit gekommen
Wo ihr der schande mal ausmerzen könnt.
Wir wollen alles hinter uns vergessen –
Ganz nahe winkt uns eine neue zukunft.
(mit bitterkeit)
Ich tor! Zu hoffen – einen sieg durch euch!
Ist siegergeist in der gesunknen rotte?
(hingerissen)
Einst träumte ich so grosses. Mächtge bilder
Durchzogen mich und standen mir vor augen.
Ich träumte dass ich hoch wie Ikarus
Mit flügeln unterm himmelsraume flöge
Ich träumte dass die götter mich gestärkt
Mit kampfeskraft und mir den blitz geliehen.
Ich griff mit einer hand den blitz im flug
[121] Und schleuderte ihn auf die stadt hernieder
Und Rom in dunkler trümmer staub versank.
Da rief ich mit gewaltig lauter stimme
Beschwor des Cato sippe aus dem grab
Und tausend geister folgten diesem ruf
Belebten sich – und Rom erstand von neuem.
(abbrechend)
Es war ein traum nur. Keine götter rufen
Ans tagslicht wieder die vergangenheit.
Und nie entsteigen ihrem grab die geister.
(wild)
Nun wol. Kann nicht das alte Rom erstehen
Durch mich · so soll das jetzige vergehen.
Schnell sollen wo sich marmorsäulen reihen
Rauchsäulen wirbeln zwischen feuerprasseln ..
Paläste tempel sollen niederstürzen
Das Kapitol von seiner höhe sinken.
Schwört freunde dass ihr euer leben weiht
Zu dieser tat! Ich stehe an der spitze
Sagt – wollt ihr folgen?
STATILIUS
Ja wir folgen dir.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). George, Stefan. Gesamtausgabe der Werke. Schlussband. Anhang: Jugenddichtungen und Gedichte in fremden Sprachen. Aus Ibsens Catilina. Aus Ibsens Catilina. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-C6D0-5