[69] UMSCHAU
Mit den gedanken ganz in dir seh ich als andre
Gemach und stadt und silbrige allee.
Mir selber fremd bin ich erfüllt von dir und wandre
Verzückt die nächte überm blauen schnee.
Was je versprachen glutumsäumte firmamente
Der üppigen sommer – ward dies ganz gewährt? ..
So steht und presst den eignen arm der langgetrennte
Den heimat grüsst und der noch zweifel nährt.
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Der taumel rinnt in mildes minnen für den warter
Dem jeder schlummer webt ein hold gespinn ·
Von dir die kleinste ferne bringt ihm süsse marter
Und ungenossner freuden anbeginn.
Du liessest nach im staunen willig niedersinkend
Erstöhnend vor dem jähen überfluss ·
Du standest auf in einer reinen glorie blinkend ·
Du warst betäubt vom atemlosen kuss.
Und eine stunde kam: da ruhten die umstrickten
Noch glühend von der lippe wildem schwung ·
Da war im raum durch den die sanften sterne blickten
Von gold und rosen eine dämmerung.