[162] An meinen Hund

Auch ich, ich lasse mir zuweilen träumen,
Wie jeder, der einmal gereimt,
Daß mit des Harzes jüngsten Eichenbäumen
Mein Lorbeer einst noch in die Wette keimt.
Doch wahrlich nicht, weil ihr, oft herbe Lieder,
Im Wahn' des Sängers süßer wärt;
Ich schlage gern' beschämt die Augen nieder,
Wenn euch das Ohr des größern Meisters hört.
Süß aber ist's, zu träumen, daß von Wesen,
Die ich geliebt, und selbst, Gesang
Nicht dichten konnten, man noch dann wird lesen,
Wenn sie und mich vorlängst das Grab verschlang.
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So möcht' ich auch, du König aller Hunde!
So gerne die Unsterblichkeit
Dir geben! denn in mancher Lebensstunde
Hast schmeichelnd du, mich Traurigen, zerstreut.
Du trugst, wenn ich zu lang in träger Ruhe
Am Pulte saß, – gerad als wärest du
Mit meinem Arzt' verstanden – mir die Schuhe
Schon oft von selbst, mich anzukleiden, zu.
Und Vestris selbst sprang höher nicht und kühner,
Als du, wenn ich den Hut ergriff!
Vor großer Freude ranntest du die Hühner
Und Enten um – und standest, wenn ich pfiff!
Und wenn ein Maulwurf unser Beet voll Bohnen
Zerwühlt, so lauerst du ihm auf,
Um seine Frevelthat zu lohnen,
Geht auch der Abendstern darüber auf.
Doch meine Wachtel, gutes Thier! spatzieret
Nach Herzenslust auf dir herum,
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Und picket dich am Ohr', und närrt und schieret
Dich baß; und du? siehst kaum einmal dich um.
Dann aber sprühten deine Augen Feuer,
Wenn Nachts ein Dieb am Laden war;
Dein eignes Leben ist dir niemals theuer,
Entziehst du mich nur immer der Gefahr.
Wie lohn' ich dir so viele schöne Thaten?
Ein Denkmal will ich einst dir weihn!
Doch, besser ist vorher im Leben Braten,
Als nach dem Tode bloß ein Marmorstein.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goeckingk, Leopold Friedrich Günther von. Gedichte. Lyrische Gedichte. Zweites Buch. An meinen Hund. An meinen Hund. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-DF05-E