Die Muse beklagt sich
Was kommt ihr mit Spießen und Stangen,
Mich zu fangen?
Dem Himmel sei es geklagt,
Bin doch nur eine arme Magd!
Wollt mit Schlingen und Netzen
Mich rings umsetzen!
Ich aber, schlanker als ein Aal,
Entschlüpf euch allzumal.
Etwa mein Schwesterlein,
Prosa heißt sie gemein,
Trägt oft mein Gewand,
Die fängt man mit der Hand,
Ich selber, auf Klippen und Höhn,
Lieb es, allein zu gehn,
Wer nicht klettert und springt,
Selbst nicht mein Anschaun erringt;
Und ein Kamel nicht so schwer
Geht durch ein Nadelöhr,
Als, mit Zitaten bepackt,
Einer die Muse erjagt.
Erst warens die Philosophen,
Fuhren hervor hinterm Ofen,
Meinten mit cur und mit quare
Mich zu lehren das Wahre.
Drauf die Dichter, die halben,
Prosa beduftet mit Salben,
Ludwig Tieck und Genoß,
All der Novellentroß,
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Endlich gar die Historiker,
Täppisch wie kein Voriger:
Friedrich Raumer, der Schalk,
Paßt in jeden Balg.
Wär doch der Letzte Gervinus,
Hält sein historisches Minus
Für ein poetisches Plus,
O Asinus!