[Wer heut sich umsieht in der Runde]

Wer heut sich umsieht in der Runde
Und kehrt den Blick von Land zu Land,
Der glaubte nah die letzte Stunde,
Die Bosheit mit dem Haß im Bunde,
Und ist doch nur der Unverstand.
Zwar Schurken gibts, nur nicht so viele,
Nach Raub begierig bei dem Brand,
Doch was uns macht zu ihrem Spiele,
Sie scheinbar näher bringt dem Ziele,
Das ist der andern Unverstand.
[359]
Der Mörder selbst, mir grauts zu sagen,
Der jene grause Tat bestand,
Er war nicht schlimm in frühern Tagen;
Erst als mit Unsinn er geschlagen,
Erhob er seine Frevlerhand.
Als in der Mitte von Gelichter
Man wog, was keine Wage wiegt,
Hielt er erkoren sich zum Richter,
Entstanden jene Nachtgesichter,
Die Gottes Strahl und Schutz besiegt.
Der Unverstand in unsern Zeiten
Und als Bezeichnung unsrer Welt?
Sieh unsre Kenntnis sich erweiten,
Den Fortschritt sieh nach allen Seiten,
Auf Wissen jedermann gestellt.
...

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Grillparzer, Franz. Gedichte. Gedichte. [Wer heut sich umsieht in der Runde]. [Wer heut sich umsieht in der Runde]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-F5EC-0