Einem Grafen und Dichter
Auersperg, du letzter Ritter
Eines Stamms, der ruhmbelaubt,
Streit nicht mehr im Helmesgitter,
Zeig dein freies, edles Haupt!
Nicht mehr grün sind deine Früchte,
Reif und hoch, zu hoch dem Zwerg,
Du Erstandner im Gedichte,
Anastas und Auersperg.
Gehst ja in der Väter Bahnen,
Kämpfst für Wahrheit und für Recht;
Schau! es sehn auf dich die Ahnen
Und erkennen ihr Geschlecht.
So wie sie in fernen Tagen,
Als der Muselmann gedräut,
Manche heiße Schlacht geschlagen
Und den Vaterherd befreit,
Ziert den Musenroß-Berittnen,
Ihren Sohn, der Kampf zumeist
[204]Mit den Herz- und Geist-Beschnittnen,
Den Ungläubgen an den Geist.
Und ob Vorteil kaum zu hoffen
In dem ungleich schweren Krieg,
Sei kein Stillstand doch getroffen,
Wo nicht weichen schon ein Sieg.
Würde selbst das Glück Verräter,
Käme des Erliegens Tag,
Denk an jenen deiner Väter,
Der in Stambuls Kerkern lag.
Wie da der Bostandschi dräute,
Grimm des Sultans Angesicht;
All sein Glück gab er zur Beute,
Doch des Busens Wahrheit nicht.
Welkte fern den heimschen Triften,
Starb getrennt von Kind und Weib,
Von zwei dargebotnen Giften
Trank er jenes für den Leib.
Also bleib am Rechten hangen,
Und ob dich die Welt verläßt,
Sie dich ausspähn, binden, fangen,
Halte du am Glauben fest,
Daß, wenn einst zerstäubt die Gitter
Rings um all, was gut und wahr,
Man dich grüßt als ersten Ritter
In der Nachgekommnen Schar.
Brücken, die nicht abgetragen,
Haben Stamm und Glück entzweit,
Uns vielmehr laß Brücken schlagen
In die beßre Enkelzeit!