Appellation an die Wirklichkeit

Weiland Alexander dem Großen
War unter des Hauses Genossen
Ein Arzt von hoher Kunst,
Nur voll von der Eitelkeit Dunst;
Hielt Menschenwert viel zu klein,
Dünkt sich ein Gott zu sein.
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Da ließ der König zu Nacht
Rüsten ein Mahl mit Pracht,
Setzt sich samt den anderen Gästen
Und schmaust von dem Feinsten und Besten.
Nur vor den Arzt allein
Setzt man ein Tischchen klein,
Wo statt nahrhafterer Speisen
Ihn Sänger mit Liedern preisen,
Und Knaben, das Rauchfaß in Brand,
Ihm opfern mit emsiger Hand.
Da wird der Arzt denn inne
Durchs Zeugnis der eigenen Sinne,
Daß er ein Mensch und kein Gott;
Geheilt hat ihn Hunger und Spott.
Ihr machts mit mir und den andern
Ein wenig gleich Alexandern:
Habt mich gelobt und geehrt,
Schien jeden Preises euch wert.
Doch bin ich kein Narr und kein Gott,
Zuviel grenzt immer an Spott,
Hab lange genug gesessen,
Möcht auch mit den andern essen.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Grillparzer, Franz. Gedichte. Gedichte. Appellation an die Wirklichkeit. Appellation an die Wirklichkeit. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-FDD0-8