[23] 11.

»Sie haben aus der Erde mich gestoßen
Und nur ein Stücklein Himmels mir gelassen,
So viel, vom Kerkerfensterlein umschlossen,
In seinen Eisenrahmen wollte passen!
Des Menschen Blick und Wort darf mich nicht laben;
Ich seh' Ein Antlitz nur auf weiter Erde,
Das deine, Graukopf, fütternd deine Raben,
Daß ihre Kette nicht zu locker werde!
Die Zeit hab' ich begraben und vergessen,
Ich zähle nicht der Knechtschaft bange Stunden!
Nur reinen Waizen mag der Landmann messen,
Doch nicht das Unkraut, das er drin gefunden!
Ich weiß nicht, wann es Lenz! Ich darf nicht sehen
Die Rosen glühen und die Blüthen blinken,
Die grüne Wies' in duft'gen Halmen stehen
Und in den Schooß ihr goldne Früchte sinken!
Ich seh' den Herbst nicht an den Blumen rütteln,
Ach, wie mich welke Blätter selbst erfreuten!
Ich seh' ihn nicht das Laub der Wälder schütteln
Als Sand ins Stundenglas der Jahreszeiten!
Ich sah die Zeit, den rüst'gen Falken, steuern
Einst hoch ob mir mit klingendem Gefieder!
Doch mit durchschoss'nem Flügel, matt und bleiern,
Sank er vor meines Kerkers Pforten nieder.«

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TextGrid Repository (2012). Grün, Anastasius. Gedichte. Schutt. Der Thurm am Strande. 11. [»Sie haben aus der Erde mich gestoßen]. 11. [»Sie haben aus der Erde mich gestoßen]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-0C6B-4