Das Friedensfest
Zu Köln, da bot der Pfalzgraf Albrechten friedlich die Hand,
Und König Max als Mittler vereint das Friedensband;
Genügen will's nun Jedem, was früher ihm zu schlecht,
Burghausen nimmt der Pfalzgraf, den Fürstenhut Albrecht.
[291]
Des Abends gab der König ein Lustbankett den Herrn,
Denn er vermählt dem Ernste die heitre Freude gern,
Gleichwie man Trauermale mit Rosen gern umheckt
Und auf den ernsten Altar viel lust'ge Ampeln steckt.
Da gab es Tanz und Lieder und schalkisch Mummenspiel
Und Possen sonder Ende und Jubeln sonder Ziel.
Die zwei versöhnten Fürsten, verschlungen Arm in Arm,
Durchwallten, fröhlich scherzend, den buntbewegten Schwarm.
Hervor nun zu den Beiden trat aus dem Mummenzug
Ein flinker Ganymedes, der zwei Pokale trug;
Es war die eine Schale von Golde, rein und klar,
Ein hohler Todtenschädel jedoch die andre war:
»Ihr Herrn, mag euch ein Becher vielleicht nach Wunsche sein?
Ein Naß füllt beide Schalen: Wein, klarer süßer Wein!
Nur das Gehäus ist ungleich, doch euer ist die Wahl!«
Da faßten beide Fürsten zugleich den Goldpokal.
»Ei, hätt' ich fast gewettet, ihr wählt den Schädel euch!
Sonst ist's doch eure Art so!« Er sprachs und verschwand sogleich.
Und wollt ihr's nicht verrathen, sei's im Vertraun gesagt:
Kunz war es, der vor Fürsten solch kühnes Wort gewagt.
Darauf im Heroldsschmucke zu ihnen trat ein Mann,
Der König war es selber, wohl sah man's bald ihm an,
Mit einer farb'gen Schärpe schmückt er die Fürsten beide,
Drauf stand ein Doppeladler und solcher Spruch in Seide:
»Nicht ist mit zweien Häuptern begabt der deutsche Aar,
Auf daß ein Haupt das andre zerfleisch' und morde gar!
Daß er schon fern erschaue die nahende Gefahr,
Dazu hat Deutschlands Adler sein Doppelaugenpaar!«