Menschliches Elende

Was sind wir Menschen doch! ein Wonhauß gri ier Schmertzẽ?
Ein Baal des falschen Glücks/ ein Irrliecht dieser zeit/
Ein Schawplatz aller Angst/ vnnd Widerwertigkeit/
Ein bald verschmeltzter Schnee/ vnd abgebrante Kertzen/
Diß Leben fleucht darvon wie ein Geschwätz vnd Schertzen.
Die vor vns abgelegt des schwachen Leibes kleid/
Vnd in das Todten Buch der grossen Sterbligkeit
Längst eingeschrieben sind; sind vns auß Sinn' vnd Hertzen:
Gleich wie ein eitel Traum leicht auß der acht hinfält/
Vnd wie ein Strom verfleust/ den keine Macht auffhelt;
So muß auch vnser Nahm/ Lob/ Ehr vnd Ruhm verschwinden.
Was jtzund Athem holt; fält vnversehns dahin;
Was nach vns kompt/ wird auch der Todt ins Grab hinzihn/
So werden wir verjagt gleich wie ein Rauch von Winden.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Gryphius, Andreas. Gedichte. Sonette. Sonnette. [Lissaer Sonnette]. Menschliches Elende. Menschliches Elende. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-1D50-A