29.
An Iolinden

Was habt ihr das ihr mögt an euch ewr eigen nennen!
Die schminck ists die euch so bluttrotte lippen macht:
Die zähne sindt durch kunst in leeren mundt gebracht.
Man weis das meisterstück/ wodurch die wangen brennen.
Ewr eingekauftes haar kan auch ein kind' erkennen.
Der schlimme schweis entdeckt des halses falsche pracht
Vnd die polirte stirn wird wolverdint verlacht
Wen sich der salben eys will bey den runtzeln trennen.
Gemahlte! sagt mir doch wer seidt ihr/ vnd wie alt?
Ihr mein ich/ sechzehn jahr/ drey stunden die gestalt.
Ihr seid von haus' vnd sie ist vber See ankommen.
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Ihr schätzt euch trefflich hoch/ vmbsonst! der maaler hatt
Noch für ein schöner bild/ das feill war in der stadt
Vnd länger wehrt den ihr/ drey kronen nur genommen.

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TextGrid Repository (2012). Gryphius, Andreas. Gedichte. Sonette. Sonnette. Das erste Buch. 29. An Iolinden. 29. An Iolinden. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-1DF2-F