[107] [109]23.

Ich bin es, dem der Schenke Winkel
Ein Haus des Gottesdienstes scheint,
Und der im Gruss des alten Wirthes
Ein Frühgebet zu hören meint
Lass' ich auch nimmermehr erklingen
Der Morgenharfe süssen Ton,
Das Lied, das ich des Morgens singe,
Entschuldigt mich genugsam schon.
Mich kümmern Kaiser nicht und Bettler,
Und dankbar preis' ich Gott dafür;
Mein Kaiser aber ist, wer bettelt
Im Staub an meines Freundes Thür.
Im Gotteshaus und in der Schenke
Bezweck' ich nur Verein mit dir:
Dies ist mein einziger Gedanke,
Und Gott bezeugt dies selber mir.
Dein Bettler will ich lieber heissen,
Als Herrscher über Völker sein,
Denn all' mein Ruhm und meine Ehre
Ist deine Härte nur allein.
Seit mein Gesicht an diese Schwelle
Ich hinzulegen mich gewohnt,
Steht mein Palast bei weitem höher,
Als jener, wo die Sonne thront.
Nur wenn mir einst das Schwert des Todes
Mein Zelt zerstört, sonst aber nicht,
Verlasse ich des Glückes Pforte,
Wo mich Gewohnheit hält und Pflicht.
Hafis! Zwar liegt die Sünde nimmer
In uns'rer freien Wahl; allein
Du magst den Pfad der Tugend wandeln,
Die Sünde lass mein eigen sein!

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. Lyrik. Diwan des Hafez. Erster Band. Der Buchstabe Te. 23.. 23.. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-27FF-2