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Ich schrieb an meine Freundin
Mit meines Herzens Blute:
»Mir ist wie am Gerichtstag,
Getrennt von dir, zu Muthe.
Mein Aug' hat hundert Zeichen
Die Trennung zu bewähren:
Das einz'ge Zeichen leider
Sind nicht die vielen Zähren;«
Und was ich auch versuchte,
Es wollte nicht gelingen:
Versucht man schon Versuchtes,
Wird es nur Reue bringen.
Mit einem Arzt berieth ich
Mich meiner Freundin wegen;
Er sprach: »Qual bringt die Nahe,
Doch die Entfernte – Segen.«
Jäh hob der Ost den Schleier
Von meines Mondes Wangen:
Da schien die frühe Sonne
Aus Wolken aufgegangen.
Ich sprach: »Man wird mich tadeln,
Wenn ich dein Dorf umschleiche.«
Bei Gott! wo ist die Liebe,
Die Tadel nicht erreiche?
Gib was Hafis begehrte:
Ein Glas. Bei'm süssen Leben!
Es wird ihm die Genüsse
Der Wunderschale geben.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. Lyrik. Diwan des Hafez. Zweiter Band. Der Buchstabe He. 2.. 2.. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2BE6-B