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Der Wirthe Hausthor ward gescheuert
Und ward gewaschen rein;
Es sitzt der Greis davor und ladet
So Alt als Jung hinein.
Zu seinem Dienst gegürtet, prangen
Die Trinker aufgestellt;
Er aber, der der Kron' entsagte,
Hat im Gewölk sein Zelt.
Der Gläser Glanz und der Pocale
Bedeckt des Mondes Licht,
Und selbst den Lauf der Sonne hemmet
Der Knaben Angesicht;
Der holde Trotz der süssen Schenken
Und ihre Zänkerei
Zerbricht den Zucker, knickt Jasmine
Und schlägt die Laut' entzwei;
Die Glück'sbraut, trotz der tausend Reize,
Holt dort im Kämmerlein
Die Brauenschminke sich, und reibet
In's Moschushaar sie ein;
Ein holder Engel der Erbarmung
Ergreift der Wonne Glas,
Und giesst auf Huris und auf Peris
Der Hefe Rosennass.
Ich grüsste ihn, da sprach er also
Mit lächelndem Gesicht:
»Der du des Rausches Folgen fühltest,
Betrunk'ner, armer Wicht!
Wer handelt je wie du gehandelt,
Dem Muth und Einsicht fehlt?
Du floh'st des Hauses Schatz, und bautest
In Wüsten dir ein Zelt.
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Die Gunst des wahren Glückes – fürcht' ich –
Wird stets verwehrt dir sein,
Denn, von dem eingeschlaff'nen Glücke
Umarmet, schliefst du ein.« –
Der Himmel selber lenkt den Zelter
Des Schah Nŭssrētěddīn:
Komm, sieh, es heben Engelshände
Zart in den Bügel ihn.
Sich selbst zu adeln, hat die Weisheit,
Der Nichts verborgen ist,
Vom Himmelsthore seine Schwelle
Schon hundertmal geküsst. –
Komm nun, Hafis, mit in die Schenke,
Dort zeig' ich ungestört
Dir tausend Reihen frommer Wünsche,
Die Gott gewiss erhört.

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TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. Lyrik. Diwan des Hafez. Zweiter Band. Der Buchstabe He. 6.. 6.. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2D33-B