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Deine Huld ist's, die, vereint mit Schönheit,
Eine ganze Welt bezwungen hält;
Und, in Wahrheit, nur vereint ist's möglich
Zu bezwingen eine ganze Welt.
Das Geheimniss stiller Zellenmänner
Hat die Kerze zu verbreiten Lust:
Aber ihre Zunge wird ergriffen
– Gott sei Dank – vom Brande ihrer Brust.
Duft und Farbe des geliebten Freundes
Gäbe prahlend gern die Rose kund:
Doch der Ost, von Eifersucht befallen,
Hielt zurück den Odem in dem Mund.
Von dem Feuer, das in meinem Busen
Tief verborgen seine Nahrung fand,
Ist die Sonne nur ein kleiner Funke,
Der sich aufschwang zu des Himmels Rand.
Ruhig, einem Zirkel zu vergleichen,
Weilte ich am Rande, frei von Gram,
Als der Zeitkreis endlich mich erfasste
Und als Pünctchen in die Mitte nahm.
Damals erst verbrannten meine Garben
Durch die Lust nach Bechern voll von Wein,
Als darin ein Feuer sich entzündet
Durch des Schenken Wangenwiderschein.
In das Dorf der Wirthe will ich eilen,
Aus dem Ärmel schüttelnd ohne Rast
Alles was von Uebeln dieser Erde
Einst den Saum der letzten Zeit erfasst!
Trinke Wein! denn Jeder der das Ende
Allen ird'schen Treibens hat erkannt,
Nahm, erleichternd sich des Grames Bürde,
Einen schweren Becher in die Hand.
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Mit dem Blut der zarten Anemone
Steht geschrieben auf der Rose Blatt:
»Nach dem Wein, der ergwanfarben, greifet
Wer hienieden ausgegohren hat.«
Gib mir Wein in einem gold'nen Becher,
Denn der Morgenzecher Morgenwein
Nimmt erobernd, wie ein mächt'ger Kaiser,
Eine Welt mit gold'nem Schwerte ein.
Weil, Hafis, aus deinem holden Liede
Nur der Anmuth laut'res Wasser träuft,
Kann der Neider nichts zu tadeln finden,
Wenn er sonst auch nach dem Feinsten greift.