8. Süße Täuschung

Oft, wenn ich bei der Sterne Schein
Zum Kirchhof meine Schritte lenke,
Und mich so tief, so ganz hinein
In jene sel'ge Zeit versenke,
Wie wir zusammen Hand in Hand
Hier wandelten in stillem Wehe,
Da ist es mir, als ob das Band
Noch immer heiter fortbestehe.
Wir gehen fort und immer fort
Und schau'n die Gräber in der Runde,
Du hast für jegliches ein Wort
Und sprichst es aus mit sanftem Munde,
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Du sprichst vom frühen Schlafengeh'n
Und von der Eitelkeit der Erde
Und von dem großen Wiederseh'n,
Das Gott uns nicht versagen werde.
Und kommt zuletzt dein eigen Grab,
So rufst du aus: wir müssen scheiden!
Der Vater ruft die Tochter ab,
Wir wußten's längst, und wollen's leiden!
Und ruhig wandle ich hinaus,
Wie einst aus deines Vaters Garten,
Wenn er dich heimrief in das Haus,
Du aber sprachst, ich solle warten.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Hebbel, Friedrich. Gedichte. Gedichte (Ausgabe letzter Hand). Vermischte Gedichte. Ein frühes Liebesleben. 8. Süße Täuschung. 8. Süße Täuschung. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-39AD-D