Teures Späßlein

Man muß mit Wirten keinen Spaß und Mutwillen treiben, sonst kommt man unversehens an den Unrechten. Einer in Basel will ein Glas Bier trinken, das Bier war sauer, zog ihm den Mund zusammen, daß ihm die Ohren bis auf die Backen hervorkamen. Um es auf eine witzige Art an den Tag[240] zu legen und den Wirt vor den Gästen lächerlich zu machen, sagte er nicht, »das Bier ist sauer«, sondern »Frau Wirtin«, sagte er, »könnt ich nicht ein wenig Salat und Öl zu meinem Bier haben?« Die Wirtin sagte: »In Basel kann man für Geld alles haben«, strickte aber noch ein wenig fort, als wenn sie's wenig achtete, denn sie war eben am Zwickel. Nach einigen Minuten, als unterdessen die Gäste miteinander diskurierten, und einer sagte: »Habt Ihr gestern das Kamel auch gesehen und den Affen?« ein anderer sagte: »Es ist kein Kamel, es ist ein Trampeltier«; sagte die Wirtin »mit Erlaubnis« und deckte eine schneeweiße Serviette vom feinsten Gebilde auf den Tisch. Jeder glaubte, der andere habe ein Bratwürstlein bestellt, oder etwas, und »es ist doch ein Kamel«, sagte ein dritter, »denn es ist weiß, die Trampeltiere sind braun.« Unterdessen kam die Wirtin wieder mit einem Teller voll zarter Kukümmerlein aus dem markgräfischen Garten, aus dem Treibhaus, fein geschnitten, wie Postpapier, und mit dem kostbarsten genuesischen Baumöl angemacht, und sagte zu dem Gast mit spöttischem Lächeln: »Ist's gefällig?« Also lachten die andern nicht mehr den Wirt aus, sondern den Gast, und wer wohl oder übel seinen Spaß mit zehen Batzen, fünf Rappen Basler Währung bezahlen mußte, war er.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Hebel, Johann Peter. Prosa. Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Teures Späßlein. Teures Späßlein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-4292-4