10.
Salomo

Verstummt sind Pauken, Posaunen und Zinken.
An Salomos Lager Wache halten
Die schwertgegürteten Engelgestalten,
Sechstausend zur Rechten, sechstausend zur Linken.
Sie schützen den König vor träumendem Leide,
Und zieht er finster die Brauen zusammen,
Da fahren sogleich die stählernen Flammen,
Zwölftausend Schwerter, hervor aus der Scheide.
Doch wieder zurück in die Scheide fallen
Die Schwerter der Engel. Das nächtliche Grauen
Verschwindet, es glätten sich wieder die Brauen
Des Schläfers, und seine Lippen lallen:
[114]
»O Sulamith! Das Reich ist mein Erbe,
Die Lande sind mir untertänig,
Bin über Juda und Israel König –
Doch liebst du mich nicht, so welk ich und sterbe.«

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TextGrid Repository (2012). Heine, Heinrich. Gedichte. Romanzero. Zweites Buch. Lamentationen. Lazarus. 10. Salomo. 10. Salomo. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-46B4-7