Heinrich Julius
Herzog von Braunschweig-Lüneburg
Von einem Wirthe
Wie derselbige von dreyen Wandergesellen drey Mahl vmb die Bezahlung betrogen sey worden
Mit 13. Personen

Personen

[298] Personæ Comœdiæ.

    • Der Richter in der Stadt.

    • Gastgeber.

    • Ioan Bouset sein Diener.

    • Iohan,
    • Adrian,
    • Thomas, Drey WandersGesellen.

    • Iohan Ienin Hollendischer bawr.

    • Clas Thüringscher bawr.

    • Conrad Schwäbischer bawr.

    • Hans Sächsischer bawr.

    • Walpe Meisnische Bewrin.

    • Lena Marckische Bewrin.

    • Grethe Pommersche Bewrin.
    • [298]

1. Akt

1. Szene
Scena prima.
IOHAN BOUSETT.

MYn Heer hat Geste bekommen, Ende hat my vthgeschicket vp dat Marckt, vm ein Hollandisch Kese thoköpen, Auerst ick sou niet weten, wor ick den bekommen sal. Wel wachtet, Ick sal av seggen, wat ick doen sal, Ick sal gaen vp dat enge Strate, dat dar is, Dar pleget dat Buervolck thokomen, ende hebd allerley feil. Auerst siet, Ick sal hüit ein glücklike Dach hebben tho köpen. My düncket, dat dar einer kömt, ick sal gaen hem anthospreken. Gehet zu jhme.

2. Szene
Scena secunda.
Ian Ienin. Iohan Bousett.

IOHAN BOUSETT.

Höret eins, guder freund, Ick bin autgangen vm tho kopen Hollandische Kese. Kondt gy mey niemandt tho wiesen, de Hollandischen Kese hat?

IOAN IENIN.
Mar wat secht gy? Gelieuet yu Hollendische Kese?
IOHAN BOUSET.
De sal ick begeren vor myn Heer.
IOAN IENIN.
Seker, ick wil de Man syn, de se vorkopt.
IOHAN BOUSET.
Dat is my lieff.
IOAN IENIN.
Hoe veel begert ghy wal?
IOHAN BOUSET.
Myn Here begert men ein Kese, de fin ende gudt is.
IOAN IENIN.
Ick sal yw einen laten.
[299]
IOHAN BOUSET.
Wat sal ick v darvor geuen?
IOAN IENIN.
Twe Stüuers.
IOHAN BOUSET.
Langet my den Kese, Hier is awe Geldt.
IOAN IENIN.
Siet, dar hebdy den Kese. Thut ihn aus dem Sack.
IOHAN BOUSET.
Vorteyet my, dat ick aw frage, Wat seid ghi vor ein Landtman?
IOAN IENIN.
Ick bin ein Hollander.
IOHAN BOUSET.
Seid gy ein Hollander, ein Stropdrager?
IOAN IENIN.
Nein seker, ick en bin geen Stropdrager, Mar die von Gendt sein Stropdragers.
IOHAN BOUSET.
Hört eins, doit aw de Hals tabhter ock noch wehe.
IOAN IENIN.
Woraff soude my den wehe doen?
IOHAN BOUSET.
Von dat ast vant boem, dat aw in die Nacken gesmetten hefft.
IOAN IENIN.
O wat segt gy nu, gy seid ein Schalck.
IOHAN BOUSET.
Thiet aw suluest by der Nasen, auerst secht meit doch, who het is thogahn mit dat ast.
IOAN IENIN.

Ick wilt v seggen, Het reisede ein Hollander met einen Brunswiker doer ein Böß, Ende als sy souden te Wagen ryden, hanget ein groot Ast van ein Boem nedewerts, Den Brunswiker seide tot den Hollander, Bucket v, Ende meind, Hy soude hem bucken, Dat hem den Ast niet schaden soude. Maer den Hollander vermeinde, Datter einen Buck op dem Boem was, Ende staet op in den Wagen om den Buck thebesien, doer schlach hem den Nast op den Hals, dat hy in den Wagen nedervallt.

[300]
IOHAN BOUSET.

Dat is belecherlick. Nu ick sal ietzundt nein tidt hebben met aw wyder thospreken, Op ein ander mal sollen wy wyder met einander kentniß maken. Ick en sou nu dat Kese tot Huis dragen. Gehen beide abe.

3. Szene
Scena tertia.
Iohan, Adrian, Thomas, drey Wandergesellen.

THOMAS.

Ey höret jhr guten Gesellen, Wir können heinte nicht weiter kommen, Es ist zu spat, Wir wollen dorth ins Wirtshaus zum Gülden Lewen gehen, vnd bey dem Wirth benachten.

IOHAN.

Es were wol ein ding, das wir bey jhme einkerten, aber rucks weiß wol, Wir haben kein Geld, Wie wollen wir wider aus der Herberg kommen?

ADRIAN.

Es ist wol war, Wir haben kein Geldt, Auff der Strassen können wir dann auch nich ligen. Ich weis, was wir thun wollen, Wir wollen darumb lossen, Wer vnter vns dreyen heute den Wirth vmb die Bezalung betriegen sol, Vnd das wir doch gleichwol recht behalten, wanns schon für den Bürgermeister kömmet.

IOHAN.
Das bin ich zufrieden, Wir wollen darumb werffen.
THOMAS.

Ich werffe mit, Aber potz leiden, Wenn das Loß auff mich fallen würde, was sol ich noch vor einen ranck bedencken.

ADRIAN.

Wer hat Würffel vnter vns? Ich habe heute welche gehabt, vnd weis warlich nicht, ob ich sie noch habe.

THOMAS.
Ich habe welche, Sihe, da hastu sie. Werffen drumb.
ADRIAN.

Der die wenigsten Augen wirfft, ist Knecht. Das Loß fellt auff ihn. O wie fellet das Loß auff mich. Nu wolan, Ich weis was ich [301] thun wil, Wir wollen zu jhme gehen, vnd jhn ansprechen, Ob er vns wolle herbergen, vor vnser Geldt Vnd das wird er vns nicht abschlagen. Wenn wir aber morgen wieder wandern wollen, So wil ich den Beutel auffziehen, Vnd jhm einen Pfennig auff den Tisch werffen, Wenn er dann sagen wird, Er könne damit nicht zufrieden sein, So wollen wir sprechen, Herr Wirt, Ihr seid gezalet, Ihr habt selber gesagt, Ihr wolt vns herbergen, vor vnser Gelt. Nun haben wir keinen einigen Heller mehr alle Drey, als diesen Pfennig, Vnd ob er schon vns verklagn wirdt, so weis ich doch gewiß, Wenns der Bürgermeister hören wird, das es die gelegnheit habe, wirdt er vns Recht geben.

IOHAN.
O das dich Gott schende, Das ist ein Männlicher anschlag, Es gefellt mir gar wol.
THOMAS.

Das dich Potz leiden schende, Das ist ein wercklicher Posse, Das wil wol angehen, Dar zweiffel ich gar nicht an. Aber sihe dorth, deucht mich, kömpt einer aus dem Wirts Hause herausser, Obs vielleicht der Wirt were, Kommet last vns baldt zu jhme gehen, vnd jhn ansprechen.

ADRIAN.

Der Wirth wil doch jmmer newe Zeitung wissen, Vnd wenn er fraget, wil ich sagen, Wir kommen von Rom, Vnd wir hetten gehort, Vnser HERR Gott were gestorben, Vnd jhr müsset mich los lauffen, vnnd sagen, Es sey also.

IOHAN.
Ich wil sehen, wie ichs mache.
THOMAS.
Sey zu frieden, ich wils wol machen.
4. Szene
Scena quarta.
Iohan. Adrian. Thomas. Gastgeber. Iohan Bouset.

GASTGEBER.
Willkommen, Woher, woher jhr gute Gesellen.
ADRIAN.

Habet danck guter Herr, das jhr vns fraget. Wir kommen jetzundt von Rom, Vnd haben den weiten weg hergezehret, Vnd [302] seind müde von der Reise, Vnd wollen hie gern bey euch ablegen, Vnd bitten freundtlich, Ihr wollet vns herbergen vor vnser Geld.

GASTGEBER.
Gar gerne, Ihr solt mir liebe Geste sein, Vor Geld herberge ich gern.
IOHAN BOUSET.

Seid vns wilkomen, Ick sal aw auerst seggen, Als gy hir wilt int Huis trecken, so möuhet ghy veel Geldt hebben, Denn myn Here is so kunstrike, ende ainen guden Schryuer, Ey kan ein X vor ein V schriuen.

GASTGEBER.

Halt Schelm das Maul, vnd las mich reden. Ich verstund ja vorhin von euch, das jhr saget, Ihr kemet von Rom, Was habt jhr dann da guts newes gehort?

ADRIAN.

Wir haben nicht viel sonderliches da gehört, Allein wie wir aus der Stadt giengen, sagten sie vns, das vnser HErr Gott gestorben were.

IOHAN BOUSET.
Dat is niet war, De sal einmal gesturffen sin, ende kan nůmmermehr staruen.
GASTGEBER.

Ich habe dir bereit gesaget, Du solt schweigen. Aber lieber saget, Solte es gewisse sein, das vnser HErr Gott gestorben sey.

ADRIAN.
Es ist nicht anderst, als ich euch gesagt habe.
IOHAN.

Es ist also, guter Freund, Ich habe es auch gehort, das mans gesagt hat, Vnd ich war noch etwas lenger inn der Stadt, als mein Geselle, Da sahe ich, Das zwey lange Leitern am Himmel stunden, Vnd die Engel stiegen auff vnd abe, vnd theileten Spende aus.

IOHAN BOUSET.
Behüt my Godt, welck ein groet lögen is dat.
GASTGEBER.
Das ist wünderlich zuhören.
THOMAS.

Es ist vor Gott nicht anderst, Ich habe es gehort, das mans gesaget hat, Habe auch gesehen, das die Engel Spende ausgeteilet. [303] Vnd ich bin selber mit zugelauffen, vnd habe Spende geholet, Vnd sehet, Das ist noch ein stück von dem Brodt, welches die Engel haben ausgeteilet.

GASTGEBER.

Der vmbstende sein so viel, das ichs glauben mus. Ey lieber, Lasset mir doch des Brodts ein wenig zu kommen, wann ich etwan andern Leuten dauon sagen werde, ich es damit beweisen kan.

THOMAS.
Gar gerne, Sehet, da habt jhrs.
IOHAN BOUSET.

Wel Deufel, wat syd ghy vor ein groeth Sott. Glöfft ghy dat, dat vnse Heere Godt gestoruen ist? Glöfft ghy, dat de Engel van den Ledder gestigen is? Glöfft ghy, dat dat Brodt vth dem Himmel sy? Siet dat is Brodt vth vnse Huis, dat is Brodt alse dat.

GASTGEBER.

Worumb soll ichs nicht gleuben? Reden sie doch alle drey aus einem Maul, vnd haben darzu so viel vmbstende dabey angezogen, das ichs billich gleube.

IOHAN BOUSET.

Ghy möget het glöfen, so lange ghy wilt, Ick sout niet glöfen, et is niet waer, Dat ghy auer ein Sott ende groit bedreger sind, dat glöfe ick waer syn.

GASTGEBER.

Du wirst noch so viel waschen, Das ich dir das Maul einmal werde zustopffen, Vnd packe dich, trolle dich ins Haus. Nun jhr guten Gesellen, Kompt her, ich wil euch herbergen vor ewer Geld, wie jhr gebeten habt.

5. Szene
Scena quinta.
Clas. Conrad.

CLAS.
Hirtz guder Frind, Goat groß vch.
CONRAD.
Dancke euch Gott.
CLAS.
Was machstu guts hier?
[304]
CONRAD.
Ich haun einen Karrn mit Wein hergebracht.
CLAS.
En Karn vol Wiens, äs ä dann och gut.
CONRAD.
Das ist ain guter Wein, Ich haun in doben zu Wures gau gelada.
CLAS.
Doa pfleget gut Win zu syn, Wie thewr än Emmer.
CONRAD.
Ich gib jhn vmb Zwölff Gulda.
CLAS.
Ä es zu thewr.
CONRAD.
Ich kan ihn nit anderst gebaa. Hastu denn auch Wein zu kofa?
CLAS.
Nah, ech hoab ain Karrn met Botter, vnn ech wolle sihe, ob ech en kinne verkeuffe.
CONRAD.
Lueg, was kumpt daua vir ain Minsch heir?
CLAS.
Ech kenne een werlich nech, ä hoat goar Nerrische Kleider.
CONRAD.
Er sicht auch gar Nerisch aus.
CLAS.

Ech gleub, ä woell zu vns komme, Wir wonn ä wintzig vff en woarte, Vnn wenn sieh woas ä doch mache weel, Ech weel ä wentzig beyseit gihe, Blieb du ä wile hie, vnn kuhse met eem, Ech wel von ferns hiere, woas är doch feergeet.

6. Szene
Scena sexta.
Iohan Bousett. Conrad.

IOHAN BOUSET.

Myn Here hefft my vthgeschicket hem Wien thoköpen. Wel daer sihe ick einen Man gahn, vnd het dücht mey schier, et sy dat Fuhrman, so dar plecht Wien tho vorköpen, Ick sal by hem gaen, [305] vnd hem anspreken. Höret gude Fründt, mey dücht, ghy syd dat Mann, de dar plecht Wien tho vorköpen, Secht mey eins, seid ghyt nicht?

CONRAD.
Was sagstu? Was wilt du haun?
IOHAN BOUSET.

Haun, Haun, Ick segge niet Haun, ick frage, offt ghy Wien thokope hebt, so sal ick van aw welck nhemen vort Gastbott van mynen Here. Wat sal ick aw vor dat Mate geuen.

CONRAD.
Das waiß ich nicht, was du sagst.
IOHAN BOUSET
lachet.
Sagst. Ick en segg nicht Sagst, ick segg van Wien, Wat ein Sott syd gy.
CONRAD.
Das dich der Hagel zerschlage, Was darffstu mein also lachen?
IOHAN BOUSET.
Nien mein Frůndt, werdet niet böse, ick lache awer niet. Weiset jhn mit Fingern an.
CONRAD.
Das dich der Teuffel holl, Ich wil mit dem Narren nichts zu schaffen haun.
IOHAN BOUSET.

Thiet v sulven by der Nasen, ghy siet sülvest ein Narr, aber höret mey eins, mey dücht ghy verstaet mey nicht wal, secht doch wat siet ghy vor ein Landman, aut wat Land ghy siet?

CONRAD.
Was seit du viel, Laß mich vngeheiet, oder Potz Leiden sol dich holen.
IOHAN BOUSET.

Behüt mey Gott, wert ghy so böss, Hört vorthiet doch ein wenig, Mey dücht ghy siet vth dat Land, da ein Hass negen Minschen vorschrecket hat, Sihet eins, ick sal v profen, Secht my eins wat is dat? Klappert mit Zweien Nüssen.

CONRAD
lachet vnd spricht.
Das dich potz Leiden schend, Wer hat dir das geseigt.
[306]
IOHAN BOUSET.

Ey wacht ein wintzig, Secht my doch, wo het thogaen sy, Alss dat frosch riep, wat, wat, Ha, Ha, Ha, Hört secht Worům reep aw Landtmann so sehr. O ich gib mich. Ha ha ha.

CONRAD.

Ich lies dich Hudler die Blaug haun, Meinst das ich dein Narre wel sein, Wilt du ain haun, so schaffe dir ain, Das dich Potz leiden schend. Gehet abe.

7. Szene
Scena septima.
Clas. Iohan Bouset.

IOHAN BOUSET.

Siehh, da stath noch ein Man, dat moth ick oock anspreken, efft die mey vorstaehn kan. Hört eins gude frindt, ick lath mey bedůncken, dat ghy sied den Mann, so dar plecht Butter thouorkopen. Wat sal ick aw vor ein Pundt gefen.

CLAS.
Es dann der Kerl doll, Ech koans jw nech verstehe woas ä säit.
IOHAN BOUSET.
Seit, Ick segg aw niet van Seit, sonder van Botter.
CLAS.
Was schmettert der Kärl, koan ech eehen doch nech verstiehe.
IOHAN BOUSET.
Ick segg van neinen Styge, ick segg van Botter.
CLAS.
Das dech dan Potz wunne röre, Was botterstu veel?
IOHAN BOUSET.

Ick sal kein Botter maken können, Auerst mey düncket, ghy kondt wol negen suppen van ein Herings Kopp maken.

CLAS.
Ey lieber, los mech vngehuddelt.
IOHAN BOUSET.
Als ghy mey niet vorstaet, so ghat man hen, ick sal aw niet hudeln.
CLAS.

Hoat mech dan der Teuffel zu deyen Kerl geführt, Ne, Ne, Giehe wu du zuschicken hoast, Mein Gesell hoat dorth guten Wein. Wel ech zu ehm giehe, vn enne Kanne met ain änner trincken Gehet abe.

[307]
IOHAN BOUSET.

Godt gesegne aw, Drincket auerst niet tho hastich op die Torn. Ha ha ha. Lachet. Behůt mey Godt, Dat sin vnuerstendige Lüden, dat sie mey niet en vorstaen, vnd ick hebbe doch ein schoner sprake, als den Herings Nasen. Ha ha ha: Ick en sou hir noch ein lüttich bliuen, offt hir mehr Lüden kommet, dar ick mit spreken kande, die my vorstaen wolden. Aber dorth kompt myn Herr, Ick sal nhu tho Huis gahn.

8. Szene
Scena octaua.
GASTGEBER.

Ich muß hie warten, Bis das meine Geste, So gestern zu mir kommen, Hinwegk wollen, Damit sie mir nicht entwackern, Ehe dann sie mich bezahlen. Ich habe Gott lob vnd danck noch gutt gelücke mit meiner Gastgebereye gehabt, Ich vberkomme fast teglich, Jha schier alle stunde frembde Leute, Dann, Gleich wie ich jetzt aus dem Hause gehen wolte, Kamen noch drey gewandert, Vnd wolten bey mir ablegen, Aber sihe, Dort kommen meine gesellen hero Die vber Nacht bey mir geherberget haben, Ich muß zu jhnen gehen, Vnd hören, Ob sie wandern, oder lenger bleiben wollen.

2. Akt

1. Szene
Scena prima.
Gastgeber. Iohan Bouset. Adrian vnd die andern beide wanderGesellen.

GASTGEBER.
Gott grüß euch jhr guten gesellen, Habt jhr auch wol geruhet diese Nacht.
ADRIAN.
Jha so zimblich.
GASTGEBER.
Who dencket jhr dann jtzt hinaus.
ADRIAN.

Wir wolten gerne weiter forth, Vnd vns an andern örthern weiter versuchen, Wo wir aber noch hinziehen, Haben wir bey vns eigentlich noch nicht beschlossen.

[308]
GASTGEBER.
Es ist gut, So muß ich euch die Rechnung holen lassen. Iohan, Holla, Holla.
IOHAN BOUSET.
Min Herr hyr bin ick, wat is aw beger?
GASTGEBER.
Lauff geschwind, vnd hole die Rechnung, Was diese bey mir verzehret haben.
IOHAN BOUSET.
Ick salt don, averst secht mey, hebd ghy ock ein X vor ein V geschreven.
GASTGEBER.
Was geheistu dich viel, Gehe hin vnd hole die Rechnung. Iohan lachet, schweiget stil vnd gehet abe.
ADRIAN.
Was meinet jhr wol, Herr Wirt, Was wir verzehret haben sollen?
GASTGEBER.
Es wird der Person fast ein Gülden tragen.
ADRIAN.
Das were eben viel, Ich wüste gleichwol nicht, Wofür wir solten so viel verthan haben.
GASTGEBER.
Es ist alles auffgeschrieben, Ihr werdets auffm Bret wol sehen.
IOHAN BOUSET.
Siet hir is die Rekenbret.
GASTGEBER.
Nim es, vnd liß es jhnen vor. Lieset die Rechnung.
ADRIAN.

Herr Wirt, es ist eben thewr gerechnet, Aber was sollen wir viel machen? Wir müssen zalen. Dann wir habens vns verpflichtet, Vnd vor vnser Geld Herberge begeret.

GASTGEBER.
Das höre ich gern, wenn die Geste so sagen.
ADRIAN
zeucht den Beutel auff, vnd wirfft einen Pfennig auff den Tisch, vnd saget.
Herr Wirt, hiemit seid jhr bezalet.
[309]
GASTGEBER.
Was sol das sein? Wollet ihr mich für einen Narren äffen?
ADRIAN.
Herr Wirt, jhr seid gezalet.
GASTGEBER.

Ich glaube ja nicht, das du schwärmen werdest, Du hast ja wol gehört, Das jr zusammen drey Gülden verzeret haben, Seind denn das nun Drey Gülden?

ADRIAN.

Wir wissen von keinen Drey Gülden zu sprechen, Wir haben sie nicht. Ihr habet auch im anfange, als wir zu euch kommen, gesagt, Ihr wollet vns herbergen für vnser Geld, Nun können wirs mit einem Eyde bekrefftigen, Das wir allesampt kein Geld mehr haben, als diesen einigen Pfennig, Den wir da auff den Tisch geworffen haben.

GASTGEBER.

Ich liesse euch Potz leiden vnd Potz Wunden hahen, Wollet jhr mich so betriegen, jhr heilosen Buben? Da gedencket, vnd gehet mir nicht von dieser stedte, es sey dann, das jhr mich gezalet haben.

ADRIAN.

Ihr möget daraus machen, was jhr wollet, wir können auff dißmal nicht mehr geben, Zu dem seid jhr auch anfangs damit zu frieden gewesen, vns für vnser geld zuherbergen.

IOHAN BOUSET.

Ha ha ha, Dat moth ick lachen, Ghy hebd so veel Lůden bedrogen, vnd nu wert gy einmal wedder bedrogen.

GASTGEBER.

Ich wils euch wol lehren, Ich wil euch vor dem Richter verklagen, Der sol euch so lange lassen in das Hundeloch stecken, Biß das jhr mich bezahlet habt.

ADRIAN.
Wann Gewalt gehet vor Recht, So müssen wirs geschehen lassen, Wir haben aber kein Gelt mehr.
IOHAN BOUSET.
Ha, Ha, Ha.
GASTGEBER.

Kompt, Kompt, Sehet da kompt der Richter her, Dem wil ichs vermelden, Was jhr vor feine gesellen seit.

2. Szene
[310] Scena secunda.
Richter. Gastgeber. Adrian.

RICHTER.
Was ist hie zu thun? Was habt jhr vor einen lehrmen? Wie rufft jhr als die Zahnbrecher?
GASTGEBER.

Was solt ich viel ruffen, Hie sind diese Drei losen Kerls, Die haben vbernacht hier bey mir gelegen, Vnd vermüge der Rechnung Drey Gulden verzehret, Nu ich aber die zahlung haben wil, kan ich nichts von jhnen bekommen, Vnd dürffen noch wol so vnuerschemet sein, vnd wolten mich mit diesem Pfenninge bezalen.

ADRIAN.

Guter Herr ich bitte, jhr wollet vns Arme Gesellen auch darauff hören, Wir sint gestern herkommen, vnnd jhn angesprochen, Er möchte vns herbergen vor vnser Geldt, Das hat er sich gefallen lassen, Vnd gesaget, Er were zu frieden, Wir müchten herein komen, Welches wir dann auch gethan. Nun können wir mit einem Eyde bekrefftigen, (Können auch geschehen lassen, das man vns besuche) Das wir keinen Heller, noch Pfenning mehr haben, Als denn, So wir da auff den Tisch geworffen haben, Vnd wann wir nur mehr hetten, Wolten wir auch gerne mehr geben, Nun wollen wir aber vns vorhoffen, Weil er selber sichs gefallen lassen, vnnd gewilliget, Vns vor vnser Geldt zu herbergen, Vnd wir all dasselbige, so wir gehabt, jhm gegeben haben, Auch da noch bey vns mehr wehre, (wie doch nicht ist,) jhme zu geben erböttig sein, Das auch weiter in vns nicht kan gedrungen werden.

RICHTER.
Gestehestu das, Das du gewilliget, Sie vor jhr Geldt zu herbergen.
GASTGEBER.

Das kan ich zwar nicht leugnen, Aber ich hette nicht gedacht, Das ein solch betrug dahinden stehen solte.

RICHTER.

Weil du darein gewilliget hast, du woltest sie vor jhr Geldt herbergen, Vnd diese sich genugsam ercleret, Das sie nichts mehr haben, Auch sich erbotten, Da sie mehr hetten, solches zu geben, [311] So kan ich bey mir nicht befinden, Das du in sie weiter dringen köntest, Du hast dir solches einmahl gefallen lassen, Vnd das Vrtheil dir selber gesprochen.

ADRIAN.

Wir dancken dem Vrtheil. Vnd geben jhm alle die Handt, Im weckgehen sagen sie. Nu Herr Wirdt, Habt grossen danck, vor alle Wolthat, Wann vnser Weck einmal so wieder her felt, Wollen wir euch ansprechen.

GASTGEBER.
Wens so hergehen sol, so mach der Teuffel mehr ein Gastgeber sein vnnd ich nicht.
RICHTER.

Ey was fluchstu viel, Ich kan dir hierein kein ander bescheid geben, Ich habe auch mehr zuthun, Als das ich deiner lumpen sache solte zu hören.

3. Szene
Scena tertia.
Gastgeber. Iohan Bousett.

GASTGEBER.

Nun ich mus damit zufrieden sein, Aber es sols einer wieder entgelten, Der wol noch nicht daran gedencket.

IOHAN BOUSET.
Sal ick dat Brett wider na Huis dragen.
GASTGEBER
sagt zornig.
Trags immer hinweck.
IOHAN BOUSET.
Dat Geldt dat ghy bekomen hebd, wilt ghy dat süluest bewaren, offt sal ickt mit nehmen.
GASTGEBER.
Du wilst dir den Teuffel thun. Wiltu Schelm mich auch noch viel vexiren, Zu meinem schaden.
IOHAN BOUSET.
Wilt ghy mey ock vor min Geldt tho middage wat ethen geuen.
GASTGEBER.
Ich wil dir denn Teuffel geben. Vnd packe dich. Gehen abe.
4. Szene
[312] Scena quarta.
IOHAN BOUSET.

Den behoud süluest, Ick mach van dat Düuel nit eten, Ha ha ha, Herbergen vor vnß Geldt, Ha ha ha, Welck ein Sott. Ghy wilt sonst so klug syn, Vnd syt so schendliken bedrogen, Tsal aw auerst nit schaden. Ghy hebd ock mannigen Man bedrogen, auerst nit so manirliken, als ghy jtzund bedrogen syt. Als ick darup dencke so moth ick lachen. Schweiget ein weil stille. Ick wil nu tho Huis gahn, als ick suß so lang vth blyue, mocht hy scheldig vp my werden.

5. Szene
Scena quinta.
Iohan. Adrian. Thomas.

ADRIAN.
Iohan wie deucht dich nuhn, hab ichs nicht hurtig gemacht.
IOHAN.
Das dich Gott schend das gieng hüpsch an, Ha ha ha.
THOMAS.
Ich hette wol lust das wir jhn noch einmahl so betriegen möchten, Ha ha ha.
IOHAN.

Ich ließ mich auch leichtlich dar zu bitten, das ich noch ein mahl mit gienge, Denn er hat vns wol tractiret, Vnd wir haben nicht viel geben dürffen.

ADRIAN.
Er wird vns aber kennen, wann wir so baldt wieder zu jhm kommen.
THOMAS.

Ey das wollen wir wol machen, Last vns darumb lossen, wehr vnter vns jhn noch einmahl betriegen sol. So wollen wir dann wol ferner darauff dencken, Wie wirs angreiffen, Damit er vns nicht kenne.

ADRIAN.
Ich spiele mit.
IOHAN.
Ich spiele auch mit. Werffen vnd das Los velt auff Thomassen.
[313]
THOMAS.

O das dich Gott schend, Muß ich nun daran, Wolan ich wil euch sagen was ich thun will, Wir haben allesampt lange Berte, Die wollen wir stutzen lassen, Vnnd wollen ander farb von Kleidern an thun, Vnnd wir wollen auch nicht lange bey jhm bleiben, Sondern nur eine Malzeit bey jhme essen, Vnd wan er vns fraget, Who wir herkommen, So wil ich sagen, wir komen von Rom, Vnd wann er dann etwas newes wissen will, Wil ich sagen die Tyber sey aus gebrent, Da müsset jhr dann darauff dencken, Wie jhr solchs neben mir bezeugen müget, Das es wahr sey.

ADRIAN.
Wie wiltu es aber machen, Das wir nicht zahlen dürffen.
THOMAS.

O das weiß ich wol, Das sage ich euch so noch nicht, Kompt last vns nur gehen, Vnd vns die Berte abstutzen.

3. Akt

1. Szene
Scena prima.
Iohan Bousett. Hans.

IOHAN BOUSET.

Min Her hat my beuohlen ein Fercken tho kopen, Ick moth gaen sien wor ick het bekomm. Auerst sieh, Dar sie ick einen Man herkommen, Ick sal hem anspreken efft hey mey ein Ferken vor kopen will, Ick hebbe hem woll eher gesien Ferken vorkopen. Hort ghy guden frind, Ick sou ein Ferken kopen, Soude ghy mey ein tho kope laten?

HANS.
Wat denn Düuel, wat schal ick dohn.
IOHAN BOUSET.
Ick segg v von keinem dohn, Sondern ick segg ghy sout mey ein Fercken vorkopen.
HANS.
Watt schal ick kopen, ick bin neen Kopman.
IOHAN BOUSET.
Ick sey jtzund ein Kopman, Guy sout mey verkopen ein Fercken.
HANS.
Wat Farckestu veel?
[314]
IOHAN BOUSET.
Fell wat Düuel secht van fell, Ick segg ghy sout mey vorkopen ein Fercken.
HANS.
Woh steistu vnde kakelst, vnde verdreyest de Wort in der Schnuten.
IOHAN BOUSET.
Schnute, wat Düuel sal ick mit der Schnuten maken, Hir iß nein water, ick beger ein Fercken.
HANS.
Ick vorsta nich wat du kakelst.
IOHAN BOUSET.

Als ghy kacken wilt, so gaht ghy bey seyt. Wel Deufel seyt ghy dann doff, Hört ghy nit wat ick segg, Ick beger ein Fercken. Rufft gar laut.

HANS.

Woh röpstu sau als wenn du wollest dull werden. Vnde wenn du noch thein mal so sehr repest, vorstha ickt doch nich, wat du sechst.

IOHAN BOUSET.

Behuit Godt, welck ein groth Sott seid ghy? Hört eins, ick wil aw wat wisen, Kent ghy dat nich, wat dat is?

HANS.
Dat ys gude Kost, Dat ys Speck.
IOHAN BOUSET.

Ett ein Dreck, Dat is ein gut Rym. Nu als ghy secht, dat is recht, Vnd die Beesten, da die Speck van is beger ick.

HANS.
Ick löue, du wult my ock noch thohyen vaten, Du machst den Düffel heffen, ick wil meiner wege gahn.
IOHAN BOUSET.

Wat Duifel, wat is dat thoseggen, Is den Kerl dull, Ha ha ha, Dat moth ick lachen. Verstaeth dat Kerl niet Duidsch. Als ick hem dat weise, dat kent hey, ende secht, het sy gudt. Auerst hey weith niet tho seggen, van wat Beesten het sy, Hey mach sick beschyten, ende sine Moer brůen, Auerst Ick sal my darhen setten, vnnd dat Speck vpethen.

2. Szene
[315] Scena secunda.
Iohan Bouset. Walpe.

IOHAN BOUSET.

Wel Duifel, wat kompt dar vor ein Frow her? Bey myn Siehl, tis dat Frow, dat de Vogel plecht tho vorkopen, Ick sall sy anspreken, Hort Frow? Hebd ghy Vogel tho kope.

WALPE.
Wuas es dein beger?
IOHAN BOUSET.
Ick sal Vogel begeren.
WALPE.
Ech verstie es nech wuas du suast.
IOHAN BOUSET.
Well wetet ghy niet, wat vogel syn.
WALPE.
Ech kan es vor Gotte nech verstien.
IOHAN BOUSET.
Behod my Gott, Watt arm vnuerstendih Volck is hier, Wethet ghy nicht, wat Vogel syn.
WALPE.
Ech verstie nech wuas ehr suat.
IOHAN BOUSET.

Et is gud min Frow, Ick vorstae aw auerst sehr wall, Mey dunckt ghy siet vth dat Land, Dar men dat Vogelkens met de gehle halsen gern itt.

WALPE.
Der Kerl muas iuo doll sein. Ech verstie nech wuas hei suat, Ech wel von jhme weg gien.
IOHAN BOUSET.

Hört? Siet ghy nit vth dat Land, dar sy hebbt ein Ratt vant Ploch vor ein Kringel, vnd ein Storcks nesten vor ein Sallat gethen.

WALPE.
Wuas muag doch der Kerle suan, Ey ech wel hien weg gien, ich verstie doch nech wuas he suat.
IOHAN BOUSET.

Et is gut ghat man hen, Awe Landßlüde mothen ein guden [316] magen gehatt hebben, Ick sou ein Kappun daruor ethen. Iesus, welck vnuorstendih Volck iß dat, Mitt der wise, sal ick nit veel vor myn Heren kopen.

3. Szene
Scena tertia.
Gastgeber. Iohan Bouset.

GASTGEBER.

Wenn man die Thoren zu Marckte schicket, so kauffen die Krämer Geld. Ich habe meinen Iohan auch ausgesand, etwas einzukauffen, Aber ich weis nicht, wo er so lange mag hin bleiben. Aber sihe, dorth kömpt er gleich her, Ich mus doch hören, Was er fürgibt. Du Narr, Wo bistu so lang gewesen? Bringstu nichts mit vom Marckt.

IOHAN BOUSET.

Wel myn Here, Ick sal nist mit bringen. Die Luiden sind hir gar vnduidesch, Sie souen mey niet vorstaen können.

GASTGEBER.
Du bist ein Narr, Vnd wer Narren ausschicket, der krieget Narren wieder.
IOHAN BOUSET.
Thiet aw süluest by der Nasen.
GASTGEBER.
Sihe, Kommen da nicht frembde Leute her? Ich mus hir warten, biß das sie herkommen.
4. Szene
Scena quarta.
Gastgeber. Iohan Bouset. Iohan, Adrian, Thomas, drey Wandersgesellen.

THOMAS.
Seit gegrüsset Herr Wirth von vnser aller Dreyer wegen.
GASTGEBER.
Danck habt, Danck habt.
THOMAS.

Herr Wirt, Wir seind gute Gesellen, Vnd wandern mit einander daher, Vnd wir seind müde von der Reise, Wir bitten freundtlich, [317] Ihr wollet vns herbergen, Wir wollen gerne dafür thun, was billich vnd recht ist.

GASTGEBER.
Gar gerne, Ihr sollet mir liebe Geste sein, Was ich auch habe, wil ich euch gerne zum besten geben.
THOMAS.
Dafür müsset jhr grossen danck haben, Lieber Herr Wirt.
GASTGEBER.
Verzeihets mir guter Gesell, das ich frage, Wo wandert jhr jetzundt her?
THOMAS.
Guter Herr, Wir kommen von Rohm.
GASTGEBER.

Von Rohm, Lieber was hört jr doch guts newes dar, Es ist nicht lange, da waren auch Drey Buben bey mir, Welche mich vmb die bezalung betrogen, Die gaben auch führ, sie kehmen von Rohm, Vnd berichten darneben, das sie zu Rom gehöret, Das vnser Herr Gott gestorben wehr, Vnnd die Engel wern auff Leitern vom Himmel gestiegen, Vnd Spende ausgetheilet, Wie auch der eine mir ein stück Brott so dauon sein solt vberlassen, Lieber sagt mirs doch obs wahr sey?

THOMAS.

Ja Ehrnuester Juncker, das ist warlich war, Wir habens allsampt gehort, Vnnd auch zum theil gesehen, Es hat sich auch Zwey oder Drey Tag hernach noch ein seltzam wünderlich vnnd fast vngleubliche geschicht zugetragen, Es ist aber gewislich wahr, Wie diese meine Gesellen auch bezeugen müssen.

GASTGEBER.
Ey das verlanget mich zu wissen, Lieber sagt doch, Was hat sich zugetragen.
IOHAN BOUSET.
Dencket vnd liegt niet.
THOMAS.
Ich wils euch berichten, Die Tyber, Das Wasser, so bey Rom herfleust, Das ist ausgebrant.
IOHAN BOUSET.

Nu liget dat aw de Pocken in aw Ribbes fahren, wo kan dat [318] mögeliken syn, Dat ein solck groit water, als die Tiber is, brennen kan, Pfui schamet aw vor ein solck groit logen.

GASTGEBER.

Halt das Maul du Narr, Vnnd ist die Tyber ausgebrandt, das ist vorwahr seltzam vnd wunderlich zu hören.

IOHAN BOUSET.
Ia tis lögenhafftich tho hören.
THOMAS.
Es ist fürwar nicht anderst, als ich gesaget habe.
IOHAN.

Es ist werlich so, Wie ers euch gesagt hat, Denn sie die von Rom, haben Feind, Die haben etzliche Wasser Kugeln gemacht, Vnnd ins Wasser gesencket, Vnnd wie sie brennent worden sind an die wurtzlen beume vnd all Schiffe so versuncken vnd im Wasser gelegen gerathen vnd dasselbe angezündet, vnnd wie ich aus der Stadt gieng begegneten mir sieben Hundert Füder mit eitel Bratfischen.

ADRIAN.

Das ist werlich war, Die Bratfische sind mir auch begegnet, Vnd es fiel einer vom Wagen herunter den nam ich auff, vnnd habe vnter wegen dauon gessen, Aber diß bisslein habe ich zum zeugnis auffgehaben vnd behalten.

IOHAN BOUSET.
Dat is ein excellent lögen.
GASTGEBER.

Das ist ein wünderlich vnd seltzam geschicht, Da wirdt gewis nichts guts auff erfolgen, Lieber last es mir doch zu kommen, Damit ichs andern Leuten auch weisen möge, Vnd kompt mit herein, dann das essen stehet schon auff dem Tische.

5. Szene
Scena quinta.
IOHAN BOUSETT
lachet.

Ha ha ha. De Tyber is vthgebrant, Vnd Söuen Hundert Foder mit Bratfisch, Ha ha ha. Lachet. Hebb ick all min lebtag solcken logen niet gehort. Als men von Söuen secht, so liegt men gern, So důcht mey deit dat Man ock. Iesus wat ein Sott is myn [319] Her, Hey mient hey sy klock, Vnd is den grösten Nar van der werlet, Ick sal kluger syn dan hey, Denn hey kennet düssen Kerle niet, Vnd ick hebt wall gesien, Dat sie den sůluen Kerle sin, de nun ock hier weren, vnd hem so bedrogen, Denn sy hebbt datsüluen sprake, Man dat sy heuren bart affgeschneden, Vnd ander Kleider angetrocken hebbt, Sy souen hem noch ein mal bedregen, Auerst ick salt hem niet seggen, Ick sal nun tot Huis gahn, latet aw auer niet vorlangen, ick sal balt wider kommen. Lachet. Ha ha ha, Die Tyber is vthgebrennet. Ha ha ha, Söuen hundert Foder Bratfisck, Ha ha ha. Behöde Gott, welck ein Lögen is dat. Auerst ick bidde aw, Segget by lyfe minem Heren niet, Dat ickt weten sou, Dattet důssen Kerls syn, die albereit hir gewest syn, Hey soude mey anderst schmyten. Ha ha ha, Ick moth lachen, Dat hey sie niet kennet, Vnd het sal hem ock nit hindern, Denn hey hatt so mannich minsch bedrogen, Offt hey einmal offt twei offt drei wedder bedrogen wert, Dat schadet hem nit. O schweigt still vmb Gottes willen, Secht by lyffe nit, dar komt myn Herr her.

4. Akt

1. Szene
Scena prima.
GASTGEBER.

Wo mag der Teuffel meinen diener Iohan Bousett den losen Schelmen haben hingeführt, Das ich jn nicht kan zusehen bekommen. Sich dort gehet er: Was mag er da machen, Ich mus jhm ruffen.

2. Szene
Scena secunda.
Gastgeber. Iohan Bousett.

GASTGEBER.
Hörstu Iohan? Hie kom her.
IOHAN BOUSET.
Wel min Herr, wat sout ghy begeren.
GASTGEBER.

Wor zum Hundert Teufel bistu gewesen, Nimbstu dich ein newe weise an, Das du nicht mehr auffwarten wilst, Wor bistu gewesen.

[320]
IOHAN BOUSET.

Ick sy hir spaciren gaen, Vnd hebb gedacht vp de Tiber so vth gebrant is, Vnd vp de söuen hundert foder bratfiscke.

GASTGEBER.

Du hast dir denn Teufel gedacht, Da breu hin nach Haus, Vnd hole mir das Rechenbret, Dann die drey Wandergesellen, so jetzunder bey mir waren, wollen widerumb forth.

IOHAN BOUSET.

Wilt sy bereit wech? Syn sy doch erstlick kommen. Ick sou stracks gahn, vnd et aw bringen. Gehet abe.

3. Szene
Scena tertia.
Iohan, Adrian, Thomas, drey Wandergesellen. Gastgeber. Iohan Bouset.

THOMAS.
Ja Herr Wirth, Wir wolten gerne forth, Wenn wir nur die Rechnung sehen möchten.
GASTGEBER.
Jetzundt lasse ich sie holen.
IOHAN BOUSET.
Siet, hir is aw Rekenbrett.
GASTGEBER.
Sehet, da habet jhr die Rechnung, Ihr habt zusammen verzeret einen Gülden.
THOMAS.

Einen Gülden, Das ist noch zimblich gerechnet, Dann wir haben Wein getruncken. Ey Herr Wirt, Mit dem Gülden werdet jhr auch nicht Reicher werden. Wir seind arme Gesellen, Vnd haben nicht vbrig Geld, Vnd haben noch weit zureisen, Ehe wir da kommen, da wir daheim sein. Wie deucht euch, Wann ich euch ein Liedlein sünge, das euch gefiel, Wollet jhr vns den Gülden schencken?

GASTGEBER.

Ich weis fürwar nicht, Doch das Liedlein möchte darnach sein, Das mirs gefiele, So möchte ichs noch wol thun.

THOMAS.
Ich wils versuchen. Hebet an zu singen.

[321] Gros liebe hat mich vmbfangen,
Gegen einem schönen Jungfrewlein,
Nach ihr stehet all mein verlangen,
Wie gerne möcht ich bey euch sein.
GASTGEBER.
O nein, Das gefellt mir nicht.
THOMAS.
So wil ich ein anders singen:

Nach grüner Farb mein Hertz verlangt.
GASTGEBER.
Das gefelt mir auch nicht.
THOMAS.
Ich wil noch eins singen.

Groß Pein trag ich im Hertzen
Gegen einem Jungfrewlein.
GASTGEBER.
O nein, das thuts auch nicht, Es muß noch anderst klingen, wann mirs gefallen soll.
THOMAS.

Gefelt euch dann das nicht, vnd ist ein solch schones Lied, Laß schauwen, Ob ich dann nicht eins könte bedencken das euch gefallen möchte. Schweiget ein weinig still, vnd bedencket sich. Nun ich hab eins bedacht, Ich hoffe Herr Wirt, das werde euch gefallen. Singet.


Ich sehe wol es wil nicht anders sein,
Ich muß zum Beutel greiffen.

Greifft aller hand nach dem Beutel vnnd machet jhn auff.

Kom heraus du liebes Kindlein,
Der Wirt der will gezalet sein.

Wie gefelt euch das Herr Wirt?
GASTGEBER.
Wenn jhr so singet, das gefelt mir woll.
THOMAS.

So habt grossen danck Herr Wirt vor alle wolthat, So seit jhr hiemit gezahlet, Dann jhr habt selber gesagt, Wann ich ein Lied sünge, das euch gefiele, So woltet jhr vns die Zeche schencken, Das habe ich nun gethan. Lauffen alle hinweck.

4. Szene
[322] Scena quarta.
Iohan Bouset. Gastgeber.

IOHAN BOUSET.
Ha ha ha. Dat moth ick lachen.
GASTGEBER.

Nun laufft, das euch der Hagel zerschlage, Aller losen Verrähterischen Buben hinein Das euch nimmer gut geschehe. Vnd du Schelm must auch meiner zu meinem vnglück noch lachen. Ist dann nun kein glaube, oder kein trew mehr in der Welt. Das ist nun schon das ander mal, das ich so schendlich betrogen worden bin. Gehet abe.

5. Szene
Scena quinta.
Iohan, Adrian, Thomas, drey Wandergesellen.

IOHAN.

Wie deucht euch, Man saget, Aller guten dinge müssen drey sein, Den Wirt haben wir zweymal betrogen, Die Reise ist nun an mir, Ich wil jhn das dritte mal auch betriegen: Wir wollen hingehen, Vnd vns die Bärte lassen abnehmen, mit einem Schermesser, Vnd wollen vns andere Bärte ansetzen, Vnd andere Kleider anthun, Vnd ich wil auch auff eine Lügen inmittelst gedencken, Die ich jhme wil vor newe Zeitung sagen, Ihr müsset dann darauff gedencken, Wie jhr mir zu hülffe kommet.

THOMAS.
Ich gehe noch ein mal mit, Ich wolte so wol ein gantz Jar zehren, Vnd alle Tage mit vorlieb nehmen.
ADRIAN.
Wie wiltu es dann machen, das du jhn betreugest.
IOHAN.

Sei du zu frieden, Ich wil die gelegenheit auch wol ersehen, Wie ichs zum füglichsten machen könne. Last vns nur immer weckgehen, Wir wollen die Berte abscheren, Vnd ander newe Kleider anziehen. Gehen abe.

6. Szene
[323] Scena sexta.
Iohan Bouset. Greth.

IOHAN BOUSET.

Gott geff v ein guden Dach, Myn Herr hat mey uthgeschickt vmm thokopen ein Gans, Ende zucker, Ende gewürtz, Damit tho tractirende syne Gastens. Ick sal gahn vp dat Marck, ende besien wat dar feil is. Auerst siet? Dar komt ein Frow her, Dat moth ick anspreken. Hört eins Frow. wo duir gefft ghy dat Gans, dat ghy dar draget int Sack. Ick frag wat ick aw vor dat Ganß, dat ghy vp de Rügge draget geffen soude. Vnd weiset drauff.

GRETH.

Lat mick de Goß vngehiet, Dat is mine Goß, Dat dick nümmer gaut geschey, Wultu eine heffen so schaffe dick eine, vnd heffe den Düuel dartho.

IOHAN BOUSET.
Den Důuel beger ick niet, Ick will den Gans hebben.
GRETH.
Lat mick vngehiet, Vnd lath mick de Goß thofreden, Du hast se nicht betalet.
IOHAN BOUSET.
Ick en sal se aw auerst betalen.
GRETH.

Hörstu ock wol du lose Schelm, dat du mick bliuen latest, vnnd brüe darhen dar du tho donde hast, vnd lath mich ock miner wege gahn.

IOHAN BOUSET.

Ghat hen ick sal aw niet houden, Auerst secht mey, wie iß aw de Howboim bekommen, den ghy vor ein Ahl gethen hebt, Ha ha ha.

GRETH.
Lache dat deck nümmer gut gesche, maustu mick armen Fruwen ock noch bespotten.
IOHAN BOUSET.

Ha ha ha. Dat moth ein bister Frow syn, ick sou ihr gelt geuen vor dat Gans, Ende sie meinet, ick wilt se ehr nehmen. Si en moth niet klock sin. Wat wilt min Here noch hůde seggen als ick komm vnd bring nist, Ick en sal tho Huis gahn, ick sal hir niet [324] veel krigen. Auerst dar komt noch ein Frow, met ein roth mütz, Dat moth ick noch anspreken, Efft sie ein Doctors Frow wehre, vnnd mey Zucker vnnd andern Gewůrtz vorkopen wilt, Denn mey důcht, dat sey ein Doctors Frow, Se hat ein roth mütz up ihr Kop.

7. Szene
Scena septima.
Iohan Bouset. Lena.

IOHAN BOUSET.
Hort eins Frow, ick frag siet ghy ein Doctors Frow.
LENA.
Hay wat is dieck? Das Weib muß gewaltig laut ruffen.
IOHAN BOUSET.
Behüt mey Gott, Ick verschreck mey gar. Vnd zittert.
LENA.
Wat es dieck, Dat dieck de kraigen Henger hale, Du heilose ohnmechtige seicke Pracher.
IOHAN BOUSET.
Is dat ein Doctors Fraw, Et mach wal des Duifels Frauw sin.
LENA.
Dat dieck neen gudt geschehe, Lath meck vngehyet, Dat dieck de quade flegende Geist int lieff vare.
IOHAN BOUSET.
Behöde mey Godt, Dat is ein bös Fraw.
LENA.
Wat mangelt dieck? Ick wel dieck balde mit dem Knüppel vp den Kop schlaen. Gehet abe.
IOHAN BOUSET.

Ghey mocht den Duifel schlaen, Ick sal aw niet mehr anspreken. Ick sal wech gaen. Ghaet ghy ock, dat aw die Duifel dat gleide geffe. O ick bin so sehr vorfehrt van dat Frow, Behüdt Godt, Dat moth ein bös Fraw syn. O ick bin so verschrocken, Myn gans lyff zittert mey. Gehet abe.

8. Szene
[325] Scena octaua.
Gastgeber. Iohan Bousett.

GASTGEBER.
Iohan, wor bistu so lang gewesen? Ich habe dich ja an allen örtern gesucht? Wie zitterstu so?
IOHAN BOUSET.
Wel myn Here, Ick bin op dat Marckt geweest. Stehet vnd zittert.
GASTGEBER.
Was mangelt dir dann, das du so stehest vnd bebest.
IOHAN BOUSET.

O myn Here, Ick bin op dat Marckt gewest, bey ein Frouw mit ein roth Mütze gewurtz tho köpen, Ende sou gemient hebben, Dat et ein Doctors Frow wehre, Auerst dat mach wal des Duifels Frow syn. Ick hebb all min dage so ein boß Wyff niet gesien, Ende sie wilt mey mit dat Knüppel vp de Kop schlaen, Daraff ick mey so sehr verfeert hebbe. Gehet vnnd zittert.

GASTGEBER.
Kommestu dann so leddig wieder.
IOHAN BOUSET.

Ick sal nichts gekofft hebben, Denn dat ein Frow kont mey niet verstaen, Ende dat ander wilt mey schmyten, Als ick aw albereit gesecht hebbe.

GASTGEBER.

Ich sage noch wie ich zuuor gesagt habe, Wer Thoren ausschicket, der krieget Narren wieder, Aber sihe, Da kommen frembde leute her.

5. Akt

1. Szene
Scena prima.
Gastgeber. Iohan Bouset. Iohan, Adrian, Thomas, Drey Wandersgesellen.

GASTGEBER.
Wilkomen, wilkomen, Wo dencket jhr hinaus?
IOHAN.

Gestrenger Herr, Wens euch so geliebte, so wolten wir bey euch ablegen, Wir sein müde, Dann wir haben weit gereiset.

[326]
GASTGEBER.
Gar gerne wil ich euch herbergen, Wor kompt jhr aber her?
IOHAN.
Wir kommen von Rom.
GASTGEBER.

Von Rom? Lieber höret, Es seind nun zweymal welche bey mir gewesen, Dieselben haben mich auch berichtet, Sie kemen von Rom, Vnd haben mir daneben vermeldet, Das sie zu Rom gehört vnd gesehen, Das vnser HErr Gott gestorben were, Vnd die Engel haben Spend ausgetheilet, So hat auch einer desselben Brodts mir ein stück mitbracht. Die andern haben fürgeben, Die Tyber were ausgebrant, Vnd weren jhnen wol in die Sieben Hundert Füder mit Bratfischen begegnet. Lieber sagt mir doch obs wahr sei?

IOHAN.
Es ist nicht anderst gestrenger Juncker, es ist also wie sie berichtet haben.
GASTGEBER.
Es ist gleichwol ein schrecklich vnd wunderlich dinck darumb, Was brengt jhr aber guts newes.
IOHAN.
Es hat sich gestrenger Herr ein wunderlich seltzam geschicht begeben als wir von Rom gezogen.
GASTGEBER.
Lieber sagt, Was ist es doch?
IOHAN.

Es hat sich zugetragen, Das ein grosser Vogel ist in die Stadt fliegen gekommen, Vnd wie er sich gesetzet, Hat er seine Flügel ausgebreitet, Vnnd ist dauon eine solche Finsterniß worden, Welche Drey Tage angestanden, Das man auch bey hellem Tage ohne Liecht nicht hat sehen können.

IOHAN BOUSET.

Nu lieget ghy Schelm, dat aw die Pocken in aw Ribbes mothet fahren, Hebb ick doch all myn leffdage ein solcke lögen niet gehort.

GASTGEBER.
Gedencke, vnd halte du das Maul, vnd las diese reden.
ADRIAN.

Es ist warlich also, wie mein Geselle euch berichtet hat. Vnd da derselbe weg flohe, Welches ein gros Erdbeben erreget, Das [327] sich alle Heuser vnd Thürm gesetzt haben, Hat er ein solch gros Ey gelegt, Das ich dauon nicht gnugsam sagen kan, Man hats auch nicht können so leichtlich entzwey kriegen, Man hat alle Zimmerleute mit grossen starcken BindtAxten, So in der gantzen Stadt gewesen, Zusammen gefordert, Das sie es haben müssen in stücken zerhawen.

THOMAS.

Das ist wahr, Ich habe es gesehen, Es lieff auch jederman zu, Vnd schepfften mit Pfannen, Töpffen, Vnd die keine hatten, mit Hüten, Des Dotters, so aus dem Ey floß, Wiewol der dritte theil zu spilde kam, Vnd vnter die Füsse vertretten ward. Ihr könnets nimmer gleuben, Welch ein schrecklich Kuchbacken in der gantzen Stadt was, Ich gleube, Es sey kein Haus in der gantzen Stadt gewesen, In welchem nicht ein Kuche gebacken worden. Ich selber habe noch in meinem Huet des Dotters geschöpfft, Man kans auch noch wol daran sehen, Vnd ein Kuchen dauon gebacken, Ihr glaubet nicht, Wie wol er geschmecket hat Ich habe auch einen guten weg ein stücke von des Eyes Schalen mit mir getragen, Aber es ward mir entlich zuschwer, das ichs muste von mir werffen in die See, Denn es hatte mir die Schultern gar wundt gedruckt, Vnd ich kondte auch meinen Gesellen so geschwinde nicht folgen. Ich bin auch erst diese Nacht wieder zu jhnen kommen, Sonst solt jhrs gesehen haben, Was es für ein schrecklich Ey ...

IOHAN BOUSET.
Ia lögen.
THOMAS.

gewesen ist. Vnd ich habe so ein gros vnglück noch darzu mit derselben angericht, Dann es ist ein Schiff von Sieben Hundert Last darauff gelauffen, Vnd mit alle dem, so darauff gewesen, vntergangen. Welchs mir dann hertzlich leid ist.

GASTGEBER.

Ey, die Schale hette ich lust zusehen gehabt. Das sind fürwar schreckliche Geschichte, Die so kurtz nach einander in Rom sich haben zugetragen. Es wird gewiß ein Zeichen sein, das die Stadt wird vntergehen sollen.

IOHAN BOUSET.
Mey wundert, dat ghy so enen Sott sied, vnd glöuet die grothen lögen.
[328]
GASTGEBER.

Ihr guten Gesellen, Gehet hinein in mein Haus, Ich bin jetzundt auffs Rahthaus gefordert, Da mus ich hingehen, Nehmet dieweil vor lieb, Ich wil baldt wiederkommen.

IOHAN.
Guter Herr, Wir können hie nicht lange warten, Darumb kommet doch balde wieder.
2. Szene
Scena secunda.
Gastgeber. Iohan Bousett.

GASTGEBER.

Iohan, wenn die Geste vieleicht inmittelst weg wolten, Ehe dann ich wiederkomme, So macht die Rechnung, Vnd las sie zalen.

IOHAN BOUSET.
Wel myn Here, Ick sout mit flite bestellen. Gehet abe.
3. Szene
Scena tertia.
Iohan, Adrian, Thomas, drey Wandergesellen. Iohan Bouset.

IOHAN.
Guter Freundt, Wir wollen vns hieher setzen, Wollet jhr vns nicht eine Kanne Weins bringen?
IOHAN BOUSET.
Gar gerne, Ick sout aw itzundt bringen. Iohan gehet hin, vnd holet Wein.
4. Szene
Scena quarta.
Iohan, Adrian, Thomas, drey Wandersgesellen.

IOHAN.

Hörstu Adrian vnd Thomas, Weistu wol, Was ich vor habe, Wann er wiederkömpt, Vnd wir die Kandel haben ausgetruncken, So wollen wir sagen, Wir wollen die Blinde Kuh spielen, Er sol Blinde Kuh sein, Vnd wen er vnter vns ergreifft, Der sol das Gelag bezalen, So wollen wir jme dann die Augen zubinden, Vnd einer nach dem andern dauon lauffen.

[329]
THOMAS.
Ha Ha. Lachet. Das gehet bey Potz leiden an.
ADRIAN.
Still, still, Er kompt schon wieder, Er möcht es sonst hören.
5. Szene
Scena quinta.
Iohan Bouset. Iohan, Adrian, Thomas, drey Wandergesellen.

IOHAN BOUSET.

Siet, hir hebbet ghy Wyn vnd wat tho Ethen. Hat einen Korb mit Brodt vnd Speise am Arme, setzet ihnen die für, vnd schencket jhnen ein. Beliefft aw wat mehr tho hebben, ick sout gahn halen.

IOHAN.
O nein, Wir haben all gnug, Wir haben nicht lange zeit zu warten. Trincken allerhandt herumb.
IOHAN BOUSET.

Ick bidde aw, Ick sal aw wat fragen, Secht mey, Seit ghy niet schon twemal hir gewest, Ick en salt doch wal swigen. Lieber secht et mey doch.

THOMAS.
Nein guter Freundt, Ihr werdet vnrecht sehen. Wir seind vnser lebenlang nicht hier gewesen.
IOHAN BOUSET.
Vorwaer et dücht mey gar sehr, dat ick aw ehr gesien hebbe.
6. Szene
Scena sexta.
Iohan, Adrian, Thomas, drey Wandergesellen. Iohan Bouset.

IOHAN.
Nun guter Freundt, Wir müssen nun forth, Was haben wir verzehret.
IOHAN BOUSET.
Als ghy ein Daler gefft, sou ick thofreden syn.
ADRIAN.
Sehet, da habet jhr mein theil.
THOMAS.
Sehet, da habet jhr mein Geldt.
[330]
IOHAN.

Das gehet nicht an, Ihr habt wol so viel gessen vnd truncken, als ich, Darumb müssen wir auch zu gleichen theil zalen.

THOMAS.
Ich gebe nicht mehr.
ADRIAN.
Ich sey ein Bube, wo ich mehr gebe.
IOHAN.
So wil ich auch nicht mehr geben, Worumb solte ich mehr außlegen als ewer einer.
IOHAN BOUSET.
Ghy mocht et maken als ghy will, ick moth geldt hebben.
IOHAN.

Nun wolan, Es ist billich, das wir zalen, Vnd damit keiner sich möge zubeschweren haben, Wollen wir darumb die Blinder-Kuhe spielen, Vnd jhr sollet Blinde Kühe sein, Welchen jhr erwischen werdet, der sol das Gelach bezalen.

IOHAN BOUSET.
Wat is blinder kuh, Dat sou ick niet verstaen, Dat sou ick min lefftag niet gesien hebben.
IOHAN.

Sehet, Wir wollen euch die Augen zubinden, Vnd einer vmb den andern sol euch vor den hindern schlagen, Vnd welchen jhr ergreiffet vnter vns, der sol das Gelach bezalen.

IOHAN BOUSET.

Wel, ghy secht so Ghy wilt mey die Ohgen thobinden, Vnd mey vor myn Gatt schlaen, Vnd als ick enen van aw ergripe, die sou dat Gelach betalen.

IOHAN.
Ihr habt es wol verstanden, Das ist vnser meinung also.
IOHAN BOUSET.

Wel ick sou tho freden sin, Ghy moth mey auerst niet tho hart binden. Hört eins, Als ghy mey die Ohgen hebbt thogebunden, sou ick ock fallen, als ick niet sien kan.

IOHAN.
Ey nein, Es hat kein noth. Sie binden ihme die Augen zu, vnd er spricht.
[331]
IOHAN BOUSET.
O wey, ghy bindet mey tho hart.
IOHAN.
Nun, wann euch nun einer vor den Hindern schlegt, so greiffet vmb, Ob jhr einen erwischen könnet.
7. Szene
Scena septima.
Gastgeber. Iohan Bousett. Iohan, Adrian, Thomas, drey Wandergesellen.
Einer nach dem andern schlegt Iohan Bouset vor den Hindern, vnd laufft dauon. Entlich kompt der Wirth darzu, Iohan Bouset erwischt jhn beim Leibe, vnd spricht.

IOHAN BOUSET.
Wel wel, Ick hebb aw gefangen, Ghy siet dat Man, die dat Gelach betalen sal.
GASTGEBER
schlegt Iohan Bouset vmb den Kopff, vnd spricht.
Sihe, Bistu Schelm toll, aber schwermestu? Das dich Potz wunden rüre.
IOHAN BOUSET.

Ick lath aw niet gaen, Ghy mocht schlaen wat ghy wilt, Ick sal aw faste houden, Ghy sout dat Gelach betalen.

GASTGEBER
reisset ihm das Tuch vom Kopffe, vnd spricht.
Sihe, was wiltu mir? Bistu Schelm toll, oder kollerstu? Was hastu vor?
IOHAN BOUSET.
O min Here, seit gheit? Dat hebb ick niet gewust. O ick arme Sünder, bin beschämt vnd betrogen.
GASTGEBER.
Wor sein die Geste?
IOHAN BOUSET.

Ah, dat sin Schelm, Sie hebbt mey bedrogen. Denn sie konden sick niet vergliken vm dat betalinge, Ende seden, Sie wilt mey die Ohgen thobinden, Vnd als ick enen haschte, Die soud dat Gelach betalen, Vnd ick hebt mey lathen auerreden, Vnd die Schelmen sin daruan gelopen, Vnd als ick aw krech, miende ickt, Ick soude ehr enen in min Arm hebben. Ick bidd aw, seit met mey tho freden.Stehet vnd weinet, vnd zittert.

[332]
GASTGEBER.

Packe dich, Was sol ich mit dir Narren viel machen? Wenn ich dich schon lange schlage, so kan ich doch aus dir nichts klugs bringen.Gehet abe, vnd spricht. Ist denn nun kein trew vnd Glaub mehr in der Welt, Das dich alle Potz leiden rüre. Das ist nun das dritte mal, das ich betrogen bin. Nun wer weis, Es kömpt noch einer, der mirs wol wieder bezalen mus.

8. Szene
Scena octaua.
IOHAN BOUSET.

Ha ha ha, Dal moth ick lachen, Hebb ick all min lefftag van nien Blindekuhe niet gehört, Vnd hebb itzundt Blindekuh gespelet. Ha ha ha. Nu is min Here driemal so schandtliken bedrogen. Auerst vp dithmal isset dat aller lacherlikeste, Ha ha ha, Vnd vp min Siel, het sind diesüluig Schelme, die minem Heren schon twemal bedrogen hedbt, Allein sie hebbet vpper stundt heuren Baerth affgeschoren, Vnd enen ander angemaket met de Klister, Ick hebbt gar wel gesien. Vnd als ick sie fraget, Efft sie niet thouuörn hir gewest, Seden sie Nien, Auerst sie weren all beschamt. Vnd als ick begunde daruan thospreken, Souden sie ock niet lenger blyfen, Vnd speleden dat Blindekuhe met mey. Ha ha ha. O et schadt hem niet, He hefft so veel Lüden bedrogen, Ha ha ha, Ick hebb Blindekuh gespelet, Ick sal nu tho Huis gahn, vnd nene BlindeKoh mehr spielen. Gehet damit abe. Ha ha ha.

Ende dieser Comoedien.

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