Grundton

In meiner Seele zittert eine Saite,
Tief mit der Wurzel meines Seins verknüpft;
Wenn mit dem Bogen ich darüber gleite,
Geschieht's, daß Psyche selbst dem Laut entschlüpft.
[147]
Soll ich der Sprache grobem Ohr verraten,
Was in der feinen Seelenstimme singt?:
»Du liebst zumeist die jungfräulichen Taten,
Die Erstlingsopfer, die dein Fühlen bringt.
Ob's glückt – mißlingt?... Die Tat schon ist Erfüllen,
Was draus erfolgt, steht nicht in deiner Hand.
Das Weltgeheimnis müßte sich enthüllen,
Wär' dir der Ausgang deines Tuns bekannt.
So geh im Einklang mit dem Gang des Blutes
Und gib dich liebend hin mit Ja und Nein!
Kommt's auch einmal verkehrt heraus, was tut es?
Ergebnis nicht, Erlebnis nur ist dein ...«

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TextGrid Repository (2012). Henckell, Karl. Gedichte. Buch des Lebens. Grundton. Grundton. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-4E48-E