[271] Wohlauf!

1905


Es geht eine Brise, es hebt sich ein Wind,
Die Segel, sie knattern und schwellen,
Wohlauf denn, für Kinder und Kindeskind
Ins Ruder gelegt euch, Gesellen!
Und drohen auch Schiffe, gewaltige, rings
Die Bahn zu versperren den Booten,
Geschaut nicht nach rechts, geschaut nicht nach links!
Brecht durch! Sonst seid ihr Heloten.
Was rauschen die Wogen, was rinnt in der Luft?
Was zittert von Lande zu Lande?
Die Toten, sie graben dem Leben die Gruft,
Die Sklaven, sie hüten die Bande.
Doch über die dumpfe, geduldige Welt
Jäh fuhr es aus gärenden Gründen,
Drum vorwärts und dorthin das Steuer gestellt,
Wo die Feuer der Freiheit sich zünden!
[272]
Und wollt ihr die Kinder des neuen Geschlechts
Erlösen vom faulen Geflunker,
Stopft Wachs in die Ohren euch vor dem Gekrächz
Der Pfaffen und Jobber und Junker!
Und wollt die Gestade der Sehnsucht ihr schaun,
Wo die Säulen der Menschlichkeit ragen,
So greift in die Ruder mit kühnem Vertraun –
Und die Wellen, sie werden euch tragen.

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TextGrid Repository (2012). Henckell, Karl. Gedichte. Buch des Kampfes. Wohlauf!. Wohlauf!. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-51E2-6